Steinkohlekraftwerk in Duisburg: Umweltexperten fordern einen konsequenten frühestmöglichen Kohleausstieg (Archivbild)
epd-bild / Udo Gottschalk
"Kleine Schritte bringen wenig", erklären Umweltschützer und rufen die Regierung zu Mut und Entschlossenheit beim Klimaschutz auf. Doch die Skepsis ist enorm, ob es zu einem großen Wurf des Klimakabinetts kommt.
19.09.2019

Zur Rettung des Klimas sind nach Ansicht von Experten sowohl mutige Schritte der Politik als auch gesellschaftliches Umdenken und staatliche Hilfen für die Bevölkerung nötig. "Wir müssen innerhalb der nächsten 15 Jahre unsere Lebensweise radikal umstellen - oder wir stehen an der Schwelle zur Vernichtung der Zivilisation", sagte der Wissenschaftler Jens Clausen von "Scientists for Future" dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch die Bundesregierung müsse wesentlich mehr tun als bisher, erklärte er mit Blick auf das Klimakabinett, das am Freitag ein Klimaschutz-Paket beschließen will.

"Kleine Schritte bringen wenig", sagte der Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieur, der "Scientists for Future" in Hannover koordiniert. Das sei, als behaupte jemand, er schütze das Klima, weil er immer das Licht ausmache, wenn er zu Bett gehe.

Konsequenter frühestmöglicher Kohleausstieg

Der Umweltexperte Klaus Breyer sagte dem epd: "Klimaschutz muss jetzt zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe werden, mit ambitionierten Rahmenvorgaben." Dazu gehörten ein Klimaschutzgesetz, ein konsequenter frühestmöglicher Kohleausstieg, ein Steuer- und Abgabensystem, das sich sozialverträglich am Klimaschutz orientiere wie etwa die CO2-Bepreisung, die verbesserte Förderung von Klimaschutz im Gebäudebereich, eine Mobilitätswende und der Ausbau der erneuerbaren Energien.

Dazu müsse der Kurs der Bundesregierung klimapolitisch ambitioniert sein und zugleich die Bevölkerung mitnehmen und Planungssicherheit geben. "Hier hoffe ich auf mutige Beschlüsse des Klimakabinetts am Freitag, bin jedoch skeptisch, ob der politische Gestaltungswillen dazu reichen wird", sagte der Leiter des Instituts für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Ideen "nicht konkret genug"

Verbraucherschützer fordern derweil ausreichend staatliche Hilfestellungen für die Bevölkerung. So sei mehr Klimaschutz beim Heizen nur mit erheblicher staatlicher Unterstützung erreichbar, sagte Thomas Engelke, Experte für Energie und Bauen beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, dem epd in Berlin. Die Klima-Papiere der Koalitionspartner enthielten zwar "eine Menge Ideen", erklärte Engelke: "Aber die sind nicht konkret genug." Einen Tag vor den abschließenden Beratungen des Klimakabinetts sei weiter offen, ob daraus ein sinnvolles Klimapaket werde.

Wenn die Maßnahmen nicht mit ausreichend hohen Mitteln hinterlegt würden, "dann haben Union und SPD zwar Aktionismus gezeigt - aber der bliebe wirkungslos", sagte Engelke. Verbraucher dürften nicht allein die Verantwortung für mehr Klimaschutz tragen müssen. Zusätzliche Belastungen etwa durch eine CO2-Bepreisung müssten "eins zu eins" an sie zurückgegeben werden. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Privathaushalte zur Kasse gebeten würden für Aufgaben, die der Staat oder die Industrie bewältigen müssten.

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