"Einzigartig und wegweisend" - mit diesen Worten hat der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Parzinger, die neue Kooperation mit Namibia bezeichnet. Am Ende könnte sogar die Restitution geraubter Gegenstände aus der Kolonialzeit stehen.
18.09.2019

Das Ethnologische Museum in Berlin wird 23 ausgewählte Objekte aus seiner Sammlung zunächst für drei Jahre an das Nationalmuseum in Namibia übergeben. Das Projekt ist Teil einer Kooperation zwischen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Museums Association of Namibia. Stiftungspräsident Hermann Parzinger sprach am Mittwoch in Berlin von einem wegweisenden Projekt.

Es gehe darum, nachhaltige Beziehungen aufzubauen, geprägt von Respekt und Transparenz. Über den weiteren Verbleib der Objekte müsse weiter gesprochen werden, sagte Parzinger. Er habe nichts dagegen, dass die Objekte auch dauerhaft nach Namibia zurückgehen. Gerade bei offensichtlich illegal erworbenen Gegenständen sollte eine Restitution erfolgen. Er sei optimistisch, dass eine für alle Seiten tragbare Lösung gefunden werden könne, sagte Parzinger bei der Präsentation des Projektes.

Historisch wertvolle Gegenstände

Die 23 Objekte, die voraussichtlich im kommenden Jahr nach Windhuk (Namibia) gehen, sind Teil der rund 1.400 Objekte umfassende Namibia-Sammlung aus kolonialen Kontexten in dem Berliner Museum. Im vergangenen halben Jahr waren namibische Fachleute in Berlin, um mit ihren Berliner Kollegen die Sammlung zu untersuchen.

Die getroffene Auswahl orientiere sich unter anderem an der historischen Bedeutung der Artefakte, sagte Golda Ha-Eiros, Vorstandsvorsitzende der Museums Association of Namibia. Dabei habe es eine enge Absprache mit Community-Vertretern in Namibia gegeben. Finanziert wird das Projekt von der Gerda Henkel Stiftung mit rund 400.000 Euro.

Unter den ausgewählten Objekten, die jetzt nach Namibia verliehen werden, sind historisch wertvolle Gegenstände wie Schmuck, ein reich verzierter Dolch, ein Schildkrötenpanzer mit Ledertasche sowie Puppen. Die Gegenstände waren durch Missionare, Kaufleute, Kolonialbeamte und Militärs aus der früheren Kolonie Deutsch-Südwestafrika (1884-1919) nach Berlin gelangt. Die meisten Objekte aus der Namibia-Sammlung kamen vor 1905 nach Berlin.

Ergebnisoffener Prozess der Zusammenarbeit

In den kommenden drei Jahren sollen sie in Namibia weiter erforscht werden. Parzinger sprach von einem ergebnisoffenen Prozess der Zusammenarbeit, der angestoßen worden sei.

Für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist es nicht die erste Kooperation mit einem afrikanischen Land, aus dem historisch bedingt Ausstellungsstücke in Berliner Museumsdepots landeten. In der Vergangenheit gab es etwa Projekte mit Tansania und Ruanda. Neu ist, dass Objekte für einen längeren Zeitraum in das Herkunftsland zurückgehen.

Golda Ha-Eiros betonte, aufgrund des Wissens in namibischen Gemeinschaften könnten die Objekte in Namibia ihre vollen kulturellen, sozialen und historischen Bedeutungen entfalten. Michael Hanssler, Chef der Gerda Henkel Stiftung, hofft auf Nachahmer und stärkeres finanzielles Engagement von Bund und Ländern. Ziel sollte die dauerhafte Rückgabe von Objekten aus kolonialem Kontext an die Herkunftsgesellschaften sein.

Im weiteren Verlauf sind in Namibia Workshops am Nationalmuseum und in Kulturerbe-Gemeinschaften geplant. Dabei sollen "das mit den Objekten verbundene Wissen" und historische Techniken reaktiviert werden. Zusätzlich finanziert die Stiftung einen Restaurator, einen Museologen und zwei Forschungsstipendien.

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