Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn (Archivbild)
epd-bild/Juergen Blume
Aus dem Negativen einen Nutzen für das Leben ziehen: Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, möchte seine Erfahrungen, die er während seiner Haft in der ehemaligen DDR gemacht hat, nicht missen.
18.09.2019

Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, möchte die Erlebnisse, die er während seiner Haft in der ehemaligen DDR gemacht hat, nicht ungeschehen machen. "Jeder Tag im Knast war zuviel, aber die Erfahrung möchte ich nicht missen", sagte er am Dienstagabend während einer Fachtagung der Unesco-Projektschulen vor Schülern in Kassel. Es gelte, aus dem Negativen einen Nutzen für das Leben zu ziehen.

Nach dem Umbruch in der DDR sei er bei der Durchsicht der ihn betreffenden Unterlagen der Stasi überrascht gewesen, wie aktiv die DDR-Geheimpolizei im Westdeutschland gewesen sei. "West-Berlin war für die Stasi frei zugänglich", sagte er. Nach seiner gewaltsamen Ausbürgerung aus der DDR im Jahr 1983 habe ihn die Stasi in Berlin offenbar weiter überwacht.

"Es geht nicht um Abrechnung"

So habe er Skizzen seiner Wohnung in den Unterlagen entdeckt, auch der Schulweg seiner Tochter habe sich dort gefunden. Mit anonymen Briefen habe die Stasi zudem versucht, einen Keil zwischen ihn und seine Eltern zu treiben. Ferner habe er in den Unterlagen entdeckt, wie ein Freund in der DDR ihn an die Stasi verraten habe.

Insbesondere die inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi müssten aber differenziert betrachtet werden, fuhr Jahn fort. Manche seiner Freunde, die sich bei der Stasi verdingten, hätten dies inzwischen bereut und sich damit kritisch auseinandergesetzt, andere wiederum leugneten bis heute jede Zusammenarbeit. "Es geht nicht um Abrechnung, sondern um Aufklärung", betonte Jahn.

Die noch bis zum 20. September dauernde Tagung der Unesco-Projektschulen steht unter dem Motto "DemokratieIch - Demokratiebildung in einer Welt der Umbrüche". An ihr nehmen rund 200 Lehrer und Schüler aus den rund 300 Unesco-Projektschulen in Deutschland teil.

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