Im Homeoffice verschwimmt die Grenze zwischen Job und Privatleben stärker (Archivbild)
epd-bild / Rolf Zöllner
Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen: Wer viel im Homeoffice arbeitet, leidet häufiger unter psychischen Belastungen, ergab eine Studie. Zugleich schätzen viele Arbeitnehmer jedoch die Vorteile der Heimarbeit.
17.09.2019

Arbeiten im Homeoffice hat oft zwei Seiten: Laut einer Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) schätzen die Beschäftigten die Vorteile der Heimarbeit, berichten aber auch von höheren psychischen Belastungen. Der am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie zufolge arbeitet jeder fünfte Beschäftigte häufig von zu Hause aus.

Als große Vorteile im Homeoffice nennen die Arbeitnehmer, dass sie ihre Arbeit selbstständiger planen können und mehr Entscheidungsfreiheit haben als im Betrieb. Zugleich haben sie aber auch stärkere psychische Belastungen als Menschen, die nur an ihrem Arbeitsplatz tätig sind, wie die Befragung ergab.

Konzentrierter arbeiten im Homeoffice

"Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen: Wer viel im Homeoffice arbeitet, leidet häufiger unter solchen Problemen als andere Beschäftigte", sagte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO. Für die Studie, die im Fehlzeiten-Report 2019 erschienen ist, hat das Institut der AOK im Frühjahr etwa 2.000 Beschäftigte zwischen 16 und 65 Jahren befragt.

Zu den Vorteilen des Homeoffice gehört für mehr als zwei Drittel (67,3 Prozent), dass sie zu Hause mehr Arbeit bewältigen können. Drei Viertel (73,7 Prozent) schätzen laut Befragung, dass sie konzentrierter arbeiten können als im Betrieb.

Grenze zwischen Job und Privatleben verschwimmt

Allerdings fühlten sich 73,4 Prozent der Befragten, die häufig im Homeoffice arbeiten, in den letzten vier Wochen erschöpft. Bei Beschäftigten, die ausschließlich im Büro tätig sind, waren es nur 66 Prozent. Über Wut und Verärgerung klagten 69,8 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice, verglichen mit 58,6 Prozent im Büro. Nervosität und Reizbarkeit zeigten 67,5 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice, im Vergleich zu 52,7 Prozent.

"Im Homeoffice verschwimmt die Grenze zwischen Job und Privatleben stärker. Damit wächst das Risiko, dass Erholungsphasen schrumpfen", erklärte Schröder. So verlegt laut der WIdO-Befragung jeder Dritte mit Homeoffice häufig Arbeitszeit auf den Abend oder das Wochenende (33,9 Prozent). Mehr als ein Drittel der Beschäftigten mit Homeoffice gaben an, dass sie Probleme haben, nach Feierabend abzuschalten (38,3 Prozent). Bei den Beschäftigten, die ausschließlich im Betrieb arbeiten, ist das nur jeder Vierte (24,9 Prozent).

Trotz der höheren psychischen Belastung haben laut AOK Beschäftigte im Homeoffice geringere Fehlzeiten (7,7 Tage) als Arbeitnehmer, die nur am Unternehmenssitz tätig sind (11,9 Tage). "Unter Umständen arbeiten die Menschen im Krankheitsfall weniger und holen die verlorene Arbeitszeit dann nach," sagte Schröder. Ob Arbeit im Homeoffice die Gesundheit fördert oder ihr schadet, hängt laut Schröder von den konkreten Arbeitsbedingungen ab.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.