Axel Springer Verlag in Berlin (Archivbild)
epd-bild/Rolf Zoellner
Im gemeinsamen Interview äußern sich Springer-Chef Mathias Döpfner, Verlegerin Friede Springer und KKR-Europachef Johannes Huth zu ihren Plänen nach dem Einstieg des US-Investors. Springer will sparen - und erneuert sein Bekenntnis zum Journalismus.
16.09.2019

Springer-Chef Mathias Döpfner hat nach dem Einstieg des Finanzinvestors Kohlberg Kravis Roberts (KKR) beim Medienkonzern einen harten Sparkurs angekündigt. "Das klingt nicht nur nach einem großen Schnitt, das ist einer", sagte der Vorstandschef der "Süddeutschen Zeitung" (Montag).

"Wo digitales Wachstum gelingt, werden wir investieren und Mitarbeiter einstellen oder umlernen wo möglich", sagte Döpfner: "Wo strukturell Umsatzrückgang herrscht, müssen wir restrukturieren und Arbeitsplätze abbauen." Das betreffe die "Welt", aber auch die "Bild"-Zeitung, die Druckereien und Zeitschriften. Döpfner sagte: "Wir werden eher bei den Häuptlingen als bei den Indianern sparen. Wir verschlanken die Hierarchien." In Summe werde man jedoch Arbeitsplätze aufbauen. Springer beschäftigt derzeit weltweit mehr als 16.000 Mitarbeiter.

"Wir bleiben ein journalistisches Haus"

Die Witwe von Firmengründer Axel Springer, Friede Springer, betonte in dem Interview, dass das Unternehmen weiter auf Journalismus setze. "Wir bleiben ein journalistisches Haus", sagte Springer. Die defizitäre Tageszeitung "Die Welt" werde weitergeführt, auch als gedruckte Ausgabe. Vorstandschef Döpfner sagte, die "Welt" sei "ein essenzieller Teil von Axel Springer, auch wenn sie nicht zur Steigerung der Durchschnittsrendite des Hauses beiträgt". Journalismus bleibe "Wesenskern und DNA des Hauses".

KKR-Europachef Johannes Huth sagte der "Süddeutschen Zeitung" zu Gerüchten um die Zukunft der "Welt": "Uns wurde unterstellt, wir würden die Welt dichtmachen, sobald es schlecht läuft, dabei war das umgekehrt gedacht." Er sei "fest davon überzeugt, dass Journalismus im digitalen Bereich eine erfolgreiche und profitable Zukunft haben wird".

Übernahmeangebot in Milliardenhöhe

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte Springer auf, Details zum Personalabbau zeitnah mitzuteilen. Die Aussage, dass die "Welt" Teil des Konzerns bleibe, beruhige die Springer-Mitarbeiter nicht, schrieb DJV-Sprecher Hendrik Zörner am Montag im DJV-Blog.

Der Finanzinvestor KKR hatte ein öffentliches Übernahmeangebot für Axel Springer in Milliardenhöhe gemacht und erwirbt mehr als 40 Prozent der Anteile. Die Verlegerin Springer, die 42,6 Prozent der Anteile kontrolliert, und der Vorstandsvorsitzende Döpfner, der 2,8 Prozent besitzt, wollen ihre Beteiligungen behalten. Das Unternehmen soll demnächst von der Börse genommen werden. Der Vollzug der KKR-Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher, außenwirtschaftsrechtlicher und medienkonzentrationsrechtlicher Freigaben.

Investieren und Übernahmen prüfen

KKR-Europachef Huth sagte, man werde nach Abschluss der Transaktion investieren und Übernahmen prüfen. "Wir haben Zeit und werden das Unternehmen langfristig begleiten. Wir können uns auch vorstellen, bis zu einem Jahrzehnt investiert zu bleiben", sagte Huth. KKR interessiere "das gesamte Axel-Springer-Geschäft", Journalismus sei ein Kernbereich dessen.

Huth betonte, dass die jüngsten Investitionen von KKR in die deutsche Medienlandschaft unabhängig voneinander seien. "Wenn es aber Möglichkeiten gibt, dass Beteiligungen zusammenarbeiten können, werden wir das natürlich fördern", sagte der Manager. Döpfner unterstrich, es gebe keine Pläne, die Aktivitäten zusammenzuführen: "Das würde gar keinen Sinn ergeben". KKR gründete in diesem Jahr ein neues Medienunternehmen in Deutschland, das aus Universum Film, der Tele München Gruppe (TMG), i&u TV sowie Wiedemann & Berg Film hervorgeht. Das Unternehmen soll Produktion, Lizenzhandel und Vertrieb von Film- und Fernsehinhalten aus einer Hand anbieten.

Zu Springer mit Sitz in Berlin gehören neben "Bild" und "Welt" unter anderem auch die Nachrichtenseite "Business Insider", die News-App "Upday" sowie Kleinanzeigenportale wie "Immonet" und "Stepstone". Der Konzern betreibt zudem den TV-Nachrichtensender Welt. Im vergangenen Jahr steigerte Springer seinen Umsatz um 4,1 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.

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