Björn Höcke (r.) mit Alexander Gauland (Archivbild)
epd-bild/Peter Juelich
Ein Interview mit dem AfD-Politiker Höcke für die ZDF-Sendung "Berlin direkt" hat zu einem Eklat geführt: Höcke brach das Gespräch ab und drohte dem Journalisten. ZDF-Chefredakteur Frey spricht von einem "vorbildlichen Interview".
16.09.2019

Der AfD-Politiker Björn Höcke hat ein kritisches Interview mit dem ZDF abgebrochen. Das Interview über die Sprache des thüringischen AfD-Landesvorsitzenden hatte der ZDF-Journalist David Gebhard am vergangenen Mittwoch in Erfurt für die "Berlin direkt"-Sendung am Sonntag geführt. Der Sender veröffentlichte im Internet sowohl die Interviewaufzeichnung als auch eine Mitschrift. In der Sendung am Sonntagabend wurden Ausschnitte gezeigt.

Nachdem Höcke in dem Interview mehrfach mit eigenen Äußerungen konfrontiert und kritisch dazu befragt worden war, meldete sich aus dem Hintergrund der AfD-Sprecher Günther Lachmann zu Wort und verlangte, mit der Aufzeichnung neu zu beginnen. Der Interviewer habe Höcke mit Fragen konfrontiert, "die ihn stark emotionalisiert haben". Das sollte so nicht im Fernsehen gezeigt werden, sagte Lachmann.

Minutenlange verbale Auseinandersetzung

Als das ZDF-Team dieses Ansinnen ablehnte, kam es zu einer minutenlangen verbalen Auseinandersetzung, an deren Ende Höcke das Interview abbrach. "Passen Sie auf. Wir beenden das Interview, nur, dann ist klar. Wir wissen nicht, was kommt. Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird", sagte Höcke. Als Gebhard fragte, ob das eine Drohung sei, erwiderte Höcke zunächst, das sei "nur eine Aussage, weil ich auch nur ein Mensch bin". Auf eine weitere Nachfrage erklärte er: "Vielleicht werde ich auch mal eine interessante persönliche, politische Person in diesem Lande. Könnte doch sein."

Im Verlauf der Auseinandersetzung über einen Abbruch oder einen Neubeginn des Interviews drohte Höcke mit "massiven Konsequenzen", ohne konkret zu werden. Auf Gebhards Aussage, dass das Interview beendet werden könne, sagte der AfD-Politiker: "Passen Sie auf, dann haben wir ein manifestes Problem, und dann wird das entsprechende Konsequenzen haben. Ich kann Ihnen sagen, dass das massive Konsequenzen hat." Auf Nachfrage des ZDF-Journalisten sagte Höcke, dass "man das Gefühl hat, als Politiker - ich rede jetzt mal als AfD-Politiker - dass der Journalist nicht mehr neutral ist, sondern, dass er irgendwie einen politischen Auftrag exekutiert".

Größtmögliche Transparenz herstellen

ZDF-Chefredakteur Peter Frey sprach am Montag im "ZDF-Mittagsmagazin" von einem "vorbildlichen Interview". Er forderte die AfD auf, sich dazu zu positionieren, dass Höcke einem Journalisten mit "massiven Konsequenzen" droht. Die Frage sei, ob sich die Partei davon distanziere, sagte Frey. Der Terminvorschlag für das Interview habe aus Höckes Büro gestammt. Anlass des Interviews sei gewesen, dass "Berlin direkt" sich Höcke porträthaft widmen wollte hinsichtlich seiner bundespolitischen Bedeutung für die AfD und seiner Sprache. Die Redaktion habe sich entschieden, das Interview ungekürzt online zu stellen, um größtmögliche Transparenz herzustellen.

Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Frank Überall, erklärte, Höcke habe "ein weiteres dunkles Kapitel des gestörten Umgangs der AfD mit der Pressefreiheit im Allgemeinen und kritischen Journalistinnen und Journalisten im Besonderen aufgeschlagen". Es sei völlig richtig gewesen, dass sich Gebhard nicht darauf eingelassen habe, das Interview in Höckes Sinn weichzuspülen. Höcke habe "die Schwelle von der Demokratie zu faschistischen Fantasien überschritten".

AfD-Sprecher Günther Lachmann war bis 2016 Politikredakteur der Tageszeitung "Die Welt". Diese hatte sich von Lachmann getrennt, weil er sich bereits damals der AfD als Berater angeboten haben soll.

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