In Mexiko verschwanden vor fünf Jahren 43 Studentinnen und Studenten. Bis heute fehlt von ihnen jede Spur. Nun wurden weitere Tatverdächtige freigelassen. Menschenrechtler kritisierten die Entscheidung des Gerichtes.
16.09.2019

Fünf Jahre nach dem Verschwinden von 43 mexikanischen Studenten sind weitere Verdächtige freigelassen worden. Der Menschenrechtsbeauftragte der Regierung, Alejandro Encinas, kritisierte am Sonntag (Ortszeit) vor Journalisten in Mexiko-Stadt die Entscheidung eines Gerichts, 24 weitere Tatverdächtige auf freien Fuß zu setzen. "Der Beschluss ist ein Affront gegen die Opfer, die Familienangehörigen und die Justiz in unserem Land", schrieb er auf Twitter.

Mit den jetzt Entlassenen sind 77 der insgesamt 142 Verdächtigen wieder frei. Nach den Festnahmen waren Vorwürfe laut geworden, einige der Beschuldigten seien willkürlich verhaftet und gefoltert worden. Verurteilt wurde bislang niemand für die Tat.

Justizsystem sei verfault

Die 43 Lehramtstudenten waren am 26. September 2014 von Kriminellen und Polizisten in der südmexikanischen Stadt Iguala verschleppt worden. Bis heute fehlt von ihnen jede Spur. Nach Angaben des damaligen Generalstaatsanwalts Jesús Murillo Karam wurden sie auf einer nahe gelegenen Müllhalde verbrannt. Das sei die "historische Wahrheit", erklärte Karam drei Monate nach der Tat und wollte die Ermittlungen beenden.

Eine internationale Expertenkommission widerlegte jedoch diese Version vom Tathergang. Der seit Dezember 2018 amtierende Präsident Andrés Manuel López Obrador hat versprochen, den Fall vorbehaltlos aufzuklären und gründete eine Untersuchungskommission, der Encinas vorsitzt. Der Menschenrechtsbeauftragte erklärte, die Freilassung der Verdächtigen zeige, wie verfault das Justizsystem sei und forderte, dass gegen Karam und weitere hochrangige Strafverfolger ermittelt werde, um deren fragwürdige Rolle bei der Aufklärung des Verbrechens zu klären.

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