In dem überfüllten Flüchtlingslager Al-Hol herrschten unmenschliche Zustände, erklärt eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen.
11.09.2019

In dem überfüllten Flüchtlingslager Al-Hol in Syrien herrschen laut einer Untersuchungskommission der Vereinten Nationen unmenschliche Zustände. Mindestens 390 Kinder seien bereits einen vermeidbaren Tod durch Unterernährung oder Infektionen gestorben, betonte der Vorsitzende der Kommission, Paulo Sérgio Pinheiro, am Mittwoch in Genf.

Der Brasilianer Pinheiro legte einen Bericht vor, der Menschenrechtsverletzungen in dem arabischen Bürgerkriegsland zwischen Mitte Januar und Ende Juli 2019 aufzählt. Rund 70.000 Menschen seien in dem Lager im Nordosten Syriens interniert, das von kurdischen Milizen kontrolliert wird. Die meisten von ihnen seien Frauen sowie Kinder unter zwölf Jahren, unter ihnen Angehörige der Volksgruppe der Jesiden. Unter den Frauen werden auch deutsche Staatsbürgerinnen vermutet, die sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) angeschlossen hatten.

Kinder ohne Geburtsdokumente

Etliche der Kinder in dem Camp haben laut der UN-Kommission keine Geburtsdokumente. Sie liefen Gefahr, staatenlos zu werden. Unter diesen Kindern seien auch solche, die nach einer Vergewaltigung ihrer Mutter auf die Welt kamen. Pinheiro kritisierte die schleppende Rückführung von IS-Anhängerinnen und ihrer Kinder in die Ursprungsländer. Eine Trennung von Kindern und Müttern lehnte der Kommissionsvorsitzende ab, damit schade man den Jungen und Mädchen.

IS-Kämpfer hatten Frauen der Jesiden sexuell ausgebeutet und als Sklavinnen gehalten. Unter diesen Kämpfern waren auch deutsche Staatsangehörige. Nach Erkenntnissen der Hilfsorganisation medico international hielten sich im Juni knapp 120 Kinder, die mindestens einen deutschen Elternteil haben, in syrischen Camps auf. Zudem war von 120 IS-Anhängerinnen mit Deutschlandbezug die Rede - 90 hätten die deutsche Staatsbürgerschaft. Im August hatte die Bundesregierung nach Medienberichten erstmals vier Kinder aus dem syrischen Lager Al-Hol nach Deutschland geholt.

Kommission des Menschenrechtsrats

Im Syrien-Krieg wurden Hunderttausende Menschen getötet, Millionen Menschen sind innerhalb des Landes oder ins Ausland geflohen. Der Konflikt begann 2011 mit Protesten gegen Machthaber Baschar al-Assad, die blutig niedergeschlagen wurden. Terrorgruppen und Rebellen eroberten weite Teile des Landes. Mit Hilfe Russlands konnte Assad seine Gegner in den meisten Gebieten zurückdrängen und besiegen. Auch der Iran wird zu den Verbündeten Assads gezählt.

In den Konflikt griffen auch Regionalmächte wie die Türkei und westliche Staaten wie die USA ein. Alle Bemühungen der Vereinten Nationen scheiterten, den Krieg diplomatisch zu beenden. Die Untersuchungskommission wurde 2011 vom UN-Menschenrechtsrat gegründet. Sie legt regelmäßig Berichte über Menschenrechtsverletzungen in Syrien vor.

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