Der Hessische Rundfunk in Frankfurt (Archivbild)
epd-bild/Heike Lyding
Mehrere Vertreter der Kulturszene kritisierten die Umbaupläne des Hörfunksenders HR2-Kultur zu einer Klassikwelle. Am Freitag will sich der HR-Rundfunkrat in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause über den Umbau von HR2-Kultur informieren.
20.08.2019

Kulturschaffende warnen vor dem Umbau des Hörfunksenders HR2-Kultur zu einer Klassikwelle. "Wenn jetzt auch noch aus der Kultur Konfetti gemacht wird, ausgestreut über die letzten Hörer oder in der Hoffnung, damit neue zu gewinnen, zeigt das nur die Torschlusspanik eines Senders, der den Glauben an die intelligenten Hörerinnen und Hörer verloren hat", schrieb der Autor Bodo Kirchhoff in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Dienstag).

Der Hessische Rundfunk (HR) hatte Mitte Juli angekündigt, Wortinhalte zu Kulturthemen künftig vor allem über die Informationswelle HR-Info, im Internet auf "Hessenschau.de" sowie in der "ARD Audiothek" ausgespielt werden sollen. Im Etat der Rundfunkanstalt fehlen laut Haushaltsplan 2019 insgesamt 93 Millionen Euro, das vergangene Geschäftsjahr hatte der HR mit einem einen Fehlbetrag von 76,5 Millionen Euro abgeschlossen. HR2-Kultur erreicht nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (Agma) täglich rund 100.000 Hörerinnen und Hörer.

"Von Quote steht nichts im Staatsvertrag"

Die Reformpläne für die Kulturwelle kritisierten in der FAZ auch der Schriftsteller und Mitbegründer des Satiremagazins "Titanic", Pit Knorr, die Schriftstellerin Eva Demski, der Verleger Klaus Schöffling und Heinz Drügh, Professor für Literaturgeschichte an der Goethe Universität Frankfurt.

Knorr warf dem HR vor, unliebsame und kritische Programminhalte tilgen zu wollen. "Es scheint, sie wollen diesen ganzen Kulturkram, diese nicht wirklich kontrollierbaren, häufig frechen, nicht immer stromlinienförmigen, ja um Gottes willen auch immer mal wieder politisch unbotmäßigen Sendungen endlich einfach raus haben aus dem Programm", kritisierte er. Demski warnte die Rundfunkanstalt davor, sich zu sehr an Hörerzahlen zu orientieren. "Von Quote steht nichts im Staatsvertrag", betonte sie. "Man muss ihr also auch nicht nachhecheln. Sonst ist die Idee, der Existenzgrund der öffentlich-rechtlichen Medien, ein weiteres Mal verraten und verkauft."

Am Freitag will sich der HR-Rundfunkrat in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause über den Umbau von HR2-Kultur informieren. Mehrere Vertreter der hessischen Kulturszene kritisierten die Reformpläne bereits.

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