Kurator Joachim Baur im Museum Friedland. Das Museum soll erweitert werden: Geplant ist ein modernes Besucher-, Medien- und Dokumentationszentrum (Archivbild).
epd-bild/Hubert Jelinek
Das Museum Friedland wird erweitert. Das Konzept für den Erweiterungsbau soll mit den Bürgern erarbeitet werden. Dazu wird es nach Angaben des Museums zahlreiche Workshops, Diskussionsveranstaltungen und Arbeitsgruppen geben.
06.08.2019

Das Museum Friedland soll weiter wachsen. Das inhaltliche Konzept für den Erweiterungsbau werde mit umfassender Bürgerbeteiligung erarbeitet, sagte Museumsleiter Klaus Engemann am Dienstag. Erstmals in Deutschland gebe es bei einem Museumsprojekt eine so weitreichende Partizipation. Das neue Gebäude soll zwischen dem Bahnhof und dem Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen entstehen, der Baubeginn ist für 2020 vorgesehen. Geplant ist ein modernes Besucher-, Medien- und Dokumentationszentrum mit einer Ausstellungsfläche von rund 800 Quadratmetern sowie Seminar-, Bibliotheks- und Büroräumen.

Später soll als dritter Baustein des Museums eine "Akademie Friedland" hinzukommen. Bislang hat das 2016 eröffnete Museum, das in einer Dauerausstellung die Geschichte des benachbarten Grenzdurchgangslagers Lagers dokumentiert, nur das historische Bahnhofsgebäude zur Verfügung.

Museum "als sozialer Ort"

Heute wollten viele Bürger bei Bauvorhaben und ihrer Gestaltung mitsprechen und mitentscheiden, sagte Kurator Joachim Baur: "Das gilt inzwischen auch für Museen." Das Museum Friedland werde dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Es gehe darum, "Museum neu zu denken", fügte Baur hinzu: "Das Museum als Treffpunkt, also sozialer Ort, an dem Menschen zusammenkommen."

Nach Angaben der Projektleiterin für den Neubau, Birga Meyer, sollen in den nächsten anderthalb Jahren zahlreiche Workshops, Diskussionsveranstaltungen und Arbeitsgruppen stattfinden. Dort könnten Interessierte ihre Ideen und Vorschläge einbringen.

Erste Anlaufstelle für Flüchtlinge

"Das Beteiligungsverfahren beginnt heute", fügte Meyer hinzu. In einer ersten und zweiten Phase würden zunächst die Themen und Angebote ermittelt, die im Neubau präsentiert werden sollten: "In einer dritten Phase wollen wir praktisch testen, ob sich die Inhalte vermitteln lassen." Das Grenzdurchgangslager Friedland wurde im September 1945 auf Anordnung der britischen Armee als erste Anlaufstelle für Flüchtlinge und Vertriebene in Deutschland eingerichtet. In den folgenden Jahrzehnten kamen neben den heimkehrenden deutschen Kriegsgefangenen auch Spätaussiedler sowie Flüchtlinge aus zahlreichen Ländern im Lager an.

2011 wurde Friedland eine der Erstaufnahme-Stellen des Landes Niedersachsen für Asylsuchende. Flüchtlinge aus sogenannten humanitären Aufnahmeprogrammen wie etwa aus Syrien werden ebenfalls in dieser Einrichtung registriert und dann auf andere Bundesländer weiter verteilt. Das Grenzdurchgangslager nimmt zudem bis heute alle in die Bundesrepublik einreisenden Spätaussiedler und jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion auf. Bis heute haben rund 4,5 Millionen Menschen das oft sogenannte "Tor zur Freiheit" passiert.

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