Bei Sexualstraftäterinnen ist es laut einer Studie charakteristisch, dass sie gleichermaßen männliche und weibliche Opfer missbrauchen und ein großer Anteil mit ihnen verwandt ist (Archivbild)
epd-bild / Steffen Schellhorn
Weibliche und männliche Sexualstraftäter unterscheiden sich laut einer Studie in ihrem Tatvorgehen erheblich. Bei Täterinnen seien häufig männliche Mittäter beteiligt.
01.08.2019

Bei der Wahl ihrer Opfer und bei ihrem Tatvorgehen unterscheiden sich weibliche und männliche Sexualstraftäter laut einer Studie der Universität Tübingen erheblich. Bei mehr als der Hälfte der Täterinnen seien Mittäter beteiligt, und zwar zu 95 Prozent Männer, teilte die Hochschule am Donnerstag mit. Der Studie der Juristin Ulrike Hunger liegen die Strafakten von 104 Frauen und 98 Männern zugrunde.

Als Motive für Missbrauch nannten die Frauen der Untersuchung zufolge die sexuelle Befriedigung der Mittäter, ihre Liebesbeziehung zu diesen sowie das eigene Bedürfnis nach Nähe. Nur selten sei es überhaupt zu Körperkontakt zwischen Täterin und Opfer gekommen. Bei Männern hingegen sei es fast ausschließlich um die eigene sexuelle Befriedigung gegangen.

Charakteristisch für die Frauen sei zudem, dass sie gleichermaßen männliche und weibliche Opfer missbrauchten und ein großer Anteil mit ihnen verwandt war. Die Männer wählten sich größtenteils weibliche Opfer aus, mit denen sie nicht verwandt sind. Als Hauptbeweggründe bei Gewaltdelikten nannten weibliche Täter die Angst, vom Mittäter verlassen oder körperlich misshandelt zu werden.

Durchschnittsalter der Opfer lag bei 12 Jahren

Bei sexuellen Missbrauchsdelikten werden Machtverhältnisse ausgenutzt, etwa beim Missbrauch von Kindern. Bei sexuellen Gewaltdelikten wie Vergewaltigung oder sexueller Nötigung werden sexuelle Handlungen erzwungen.

In der Gruppe der sexuellen Missbrauchsdelikte waren die Täterinnen den untersuchten Akten zufolge durchschnittlich 33 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der Opfer lag bei nur zwölf Jahren. Die Männer hingegen waren durchschnittlich 37 Jahre alt. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern waren hohe Bildungsabschlüsse selten, etwa drei Viertel beider Tätergruppen lebten in Partnerschaften und hatten eigene Kinder.

"Erkenntnisse über die Täterinnen können für die Prävention hilfreich sein"

In der Gruppe der sexuellen Gewaltdelikte waren die Täterinnen durchschnittlich nur 23 Jahre alt, viele von ihnen zur Tatzeit noch Jugendliche. Die Opfer waren durchschnittlich 22 Jahre alt. In der männlichen Vergleichsgruppe lag das Durchschnittsalter bei 39, die Geschädigten waren durchschnittlich 25 Jahre alt.

Autorin Hunger sieht in den Studienergebnissen das Potenzial, Missbrauch und Gewaltdelikte einzudämmen. "Die Erkenntnisse über die Täterinnen können für die Prävention hilfreich sein, indem auf dieses Thema aufmerksam gemacht wird. Außerdem lassen sich mit Hilfe der Ergebnisse individuelle Therapiekonzepte entwerfen", sagte sie.

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"Als Motive für Missbrauch nannten die Frauen der Untersuchung zufolge die sexuelle Befriedigung der Mittäter, ihre Liebesbeziehung zu diesen sowie das eigene Bedürfnis nach Nähe."

Eine wichtige Untersuchung, denn weibliche Missbrauchstäter fliegen leider oft genug noch unter dem Radar der gesellschaftlichen Wahrnehmung hindurch. Werden eh nur ein kleiner Teil der an Kindern und Jugendlichen begangenen Missbrauchsverbrechen entdeckt, angezeigt, geschweige denn vor Gericht verhandelt, so gilt dies für die durch Täterinnen begangenen ganz besonders. An der Stelle ist noch viel Umdenken in unserer Gesellschaft nötig. Frauen sind weder per se bessere Menschen, noch sexuell so defensiv und fügsam, wie es uns das christlich geprägte weibliche Rollenbild und diverse, die Weiblichkeit überhöhende politische Gruppierungen weis machen wollen.

Eine Anmerkung zum im Zitat oben verwendeten Begriff "Liebesbeziehung": Liebe ist ein höchst individuelles Gefühl, zudem sehr flüchtig. In einem Diskurs zu Sexualstraftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern hat ein schwammiges, kaum zu definierendes Wort wie es "Liebe" ist, meiner Ansicht nach nichts zu suchen. Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass mir die meisten Menschen hierin zustimmen werden: wo Kinder sexuell ausgebeutet, instrumentalisiert, misshandelt und missbraucht werden, gibt es eines ganz sicher nicht und das ist Liebe. Erwachsene, wie die oben im Artikel beschriebenen, führen toxische Beziehungen und gefährden damit das Wohl ihrer Kinder. Oft weil sie es selbst in ihren Herkunftsfamilien nicht anders gelernt haben und unsere Kultur gerade Mädchen und Frauen einredet, erst eine "Partnerschaft" zu einem Mann mache sie zu vollwertigen weiblichen Wesen. Hier müssen unser Staat und wir alle, die wir die Gesellschaft bilden, viel stärker regulierend und kontrolierende eingreifen und zwar rechtzeitig, bevor Kinder in Familien, die diese Bezeichnung nicht verdient haben, zu Schaden kommen.

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