Online-Nutzer, die die sozialen Medien passiv nutzen und dazu neigen, sich mit anderen zu vergleichen, sind in Gefahr, Depressionen zu bekommen (Archivbild)
epd-bild / Andrea Enderlein
Wer sich zu oft in sozialen Netzwerken bewegt, kann unter bestimmten Umständen depressive Symptome entwickeln.
18.07.2019

Wie ein Psychologen-Team der Ruhr-Universität Bochum herausgefunden hat, sind vor allem jene Online-Nutzer in Gefahr, die die Netzwerke passiv nutzen, also selbst nicht posten, und dazu neigen, sich mit anderen zu vergleichen, wie die Hochschule am Donnerstag mitteilte. Zu den Untersuchungen des Teams um den Psychologen Phillip Ozimek zählten ein Experiment und zwei Fragebogenstudien. Über die Ergebnisse berichten die Forscher in der Zeitschrift "Behaviour and Information Technology".

In der experimentellen Studie ließen die Forscher den Angaben zufolge zwei Gruppen von Versuchspersonen fünf Minuten lang entweder auf ihrer Facebook-Pinnwand oder auf der Mitarbeiterwebseite der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Uni Informationen über die ersten fünf Personen herausschreiben, die sie sahen. Eine dritte Gruppe übersprang diese Aufgabe. Alle drei Gruppen füllten danach einen Fragebogen aus, der über ihr Selbstwertgefühl Auskunft gab.

Niedriges Selbstwertgefühl hänge eng mit depressiven Symptomen zusammen

"Es hat sich gezeigt, dass die Konfrontation mit sozialen Informationen im Internet - die sowohl auf Facebook als auch auf Mitarbeiterseiten selektiv und nur positiv und vorteilhaft sind - zu einem geringeren Selbstwertgefühl führen", sagte Ozimek. Da ein niedriges Selbstwertgefühl eng mit depressiven Symptomen zusammenhängt, sehen Forscher schon in dieser kurzfristigen Auswirkung eine Gefahrenquelle.

Die langfristige Perspektive untersuchten die Forscher mit zwei Fragebogenstudien. Sie befragten über 800 Personen zu ihrer Facebook-Nutzung und inwieweit die Nutzer unter anderem dazu tendieren, sich mit anderen vergleichen zu wollen. Dabei zeigte sich, dass es dann einen Zusammenhang zwischen passiver Facebook-Nutzung und depressiven Symptomen gibt, wenn Probanden ein verstärktes Bedürfnis nach sozialen Vergleichen ihrer Fähigkeiten haben.

"Wenn ich also ein starkes Bedürfnis nach Vergleichen habe und im Internet immer wieder auf meiner Startseite sehe, dass andere tolle Urlaube haben, tolle Abschlüsse machen, sich teure und tolle Dinge kaufen, während ich aus meinem Büro das trübe Wetter draußen sehe, senkt das meinen Selbstwert", betonte Ozimek. Setze man sich im Internet regelmäßig dieser Erfahrung aus, könne das "langfristig höhere depressive Tendenzen begünstigen".

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