Ebola-Trainingszentrum in Würzburg: Die Vorgaben der WHO im Notstandsfall für Länder, die nicht an den Kongo angrenzen, sind in Deutschland erfüllt (Archivbild)
epd-bild/Wolf-Dietrich Weissbach
Die Ebola-Epidemie im Kongo droht zu einer Gefahr für eine ganze Region zu werden. Die Weltgesundheitsorganisation will das Vorgehen gegen den tödlichen Virus verstärken. Dabei muss die Bevölkerung im Mittelpunkt stehen, fordert "Ärzte ohne Grenzen".
18.07.2019

Hilfswerke haben die Ausrufung des internationalen Gesundheitsnotstands wegen der Ebola-Epidemie im Kongo durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) begrüßt. "Ärzte ohne Grenzen" forderte, die Impfungen und die Vorbeugemaßnahmen in den Ebola-Gebieten auszuweiten. "Die Epidemie ist nicht unter Kontrolle, und wir müssen bei ihrer Bekämpfung einen Gang hochschalten", sagte die internationale Präsidentin der Nothilfeorganisation, Joanne Liu, am Donnerstag. Die Dorfgemeinschaften und Patienten müssten dabei im Mittelpunkt stehen. Zwang sei fehl am Platz.

Bislang werden nur Gesundheitspersonal und Kontaktpersonen von Ebola-Patienten geimpft. Der Impfstoff ist noch nicht allgemein zugelassen, gilt als hochwirksam, wird aber noch getestet. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo sind seit August 2018 mehr als 2.500 Menschen an dem hochansteckenden Ebola-Fieber erkrankt, von denen rund 1.700 starben. Auch in der Zwei-Millionen-Stadt Goma nahe der Grenze zu Ruanda ist ein erster tödlich verlaufener Fall aufgetreten. Einzelne Fälle gab es auch in Uganda.

Keine globale Gefahr

Die WHO hatte am Mittwochabend den Notstand ausgerufen, weil die Gefahr bestehe, dass sich das Virus in der Region weiter ausbreite. Eine globale Gefahr gebe es nicht, sagte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Das Robert Koch-Institut in Berlin schätzt das Risiko, dass das tödliche Ebola-Virus aus dem Kongo nach Europa eingeschleppt wird, als gering ein.

Instituts-Sprecherin Susanne Glasmacher sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), Ebola-infizierte Menschen erkrankten sehr schnell, daher sei es sehr unwahrscheinlich, dass sie nach Europa fliegen könnten. "Deutschland wäre auf diesen unwahrscheinlichen Fall sehr gut vorbereitet", betonte sie. So seien die Vorgaben der WHO im Notstandsfall für Länder, die nicht an den Kongo angrenzten, in Deutschland längst erfüllt. Dazu gehöre das Vorhalten von Diagnose-Verfahren. Zudem hielten die Sonderisolierstationen in der Bundesrepublik regelmäßig Übungen ab.

Gesundheitsnotstand erhöht die Alarmbereitschaft

Der Gesundheitsnotstand erhöht die internationale Alarmbereitschaft und ermöglicht einen schnelleren Einsatz finanzieller Mittel. Grenzen zu Nachbarländern sollen besser überwacht werden. Grenzschließungen lehnt die WHO jedoch ab. Das Kinderhilfswerk Unicef rief zu Spenden für die Bekämpfung der Epidemie auf.

Die Bundesregierung unterstützt die Ebola-Bekämpfung vor allem über die WHO und die Weltbank sowie durch Trainings in den Nachbarländern Uganda und Ruanda. Das Gesundheitsministerium und das Auswärtige Amt stellten dem WHO-Notfallfonds 2018/19 zusätzlich 20 Millionen Euro bereit. Das Entwicklungsministerium kündigte an, ab Oktober 50 Millionen Euro für langjährige Unterstützung in den Ebola-Gebieten zu bewilligen.

Das kongolesische Gesundheitsministerium sicherte volle Transparenz und Kooperation zu. Erschwert wird der Kampf gegen Ebola in den armen Provinzen Ituri und Nord-Kivu durch Milizen, die sich nicht nur untereinander oder mit der Armee Gefechte liefern, sondern auch Ebola-Zentren angreifen. Seit Januar wurden rund 200 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal registriert. Dabei wurden sieben Menschen getötet, darunter ein Epidemiologe der WHO.

Die Erklärung der WHO sollte ein Weckruf sein

Ebola-Kranke müssen streng isoliert werden, spezifische Heilmittel gibt es nicht. Eine Stärkung des Immunsystems über Flüssigkeitszufuhr, die Kontrolle anderer Krankheiten und gesunde Ernährung können die Todesrate senken.

Bei der bislang schlimmsten Ebola-Epidemie zwischen 2014 und 2016 in den westafrikanischen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone war der WHO Versagen vorgeworfen worden, weil sie zu spät reagiert habe. Damals erkrankten mehr als 28.000 Menschen, von denen rund 11.300 starben.

Moussa Sangara, der für das Kinderhilfswerk World Vision die Ebola-Bekämpfung im Ostkongo leitet, sagte, die Erklärung der WHO sollte ein Weckruf sein. Man stehe kurz vor einer zweiten Katastrophe mit womöglich ähnlichem Ausmaß wie vor fünf Jahren.

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