Ensemble Mosaik
Ensemble Mosaik
Sandra Schuck. Die experimentierfreudige Formation "Ensemble Mosaik" ist Teilnehmer auf den Musiktagen
Vom 27. Juli bis zum 4. August findet das älteste bundesdeutsche Kammermusik-Festival im niedersächsischen Hitzacker statt. Ein Fokus liegt dieses Jahr auf dem DDR-Liedgut. Intendant Oliver Wille erwartet Reaktionen zwischen Kritik und Nostalgie.
09.07.2019

Mit Themen wie "Unter dem Radar" setzt der Intendant Oliver Wille in diesem Jahr bei den "Sommerlichen Musiktagen" im niedersächsischen Hitzacker einen ungewöhnlichen Akzent. Ein Tag des vom 27. Juli bis 4. August laufenden ältesten bundesdeutschen Kammermusik-Festivals widmet sich dem DDR-Liedgut. Dazu gehöre auch aus heutiger Sicht "Gruseliges", etwa Massenlieder wie "Die Partei hat immer Recht", sagte Wille im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Wille erwartet Reaktionen zwischen Kritik und Nostalgie, wenn neben Sängern wie dem Bariton Roman Trekel und der Sopranistin Annette Dasch Studierende der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover unter der Überschrift "Unsere DDR" auftreten. "Ich möchte auch provozieren und erreichen, dass es eine Auseinandersetzung durch künstlerische Impulse gibt in Zeiten, in denen man wieder über Grenzen in und um Europa diskutiert."

Motto "… grenzenlos ..."

Der Geiger und Professor für Streichkammermusik in Hannover ist seit 2016 Intendant des Festivals, das in seinem 74. Jahr unter dem Motto "… grenzenlos ..." unter anderem die Öffnung der innerdeutschen Grenze vor 30 Jahren zum Thema macht.

Die hannoversche Musikhochschule habe das DDR-Liedgut auch wissenschaftlich aufgearbeitet, sagte er. "Der erste Zugriff auf Musik ist immer intuitiv. Man nimmt ein Musikstück, schaut es sich an und probiert, aber dann beginnt das Reflektieren, hoffentlich." Die Studierenden seien bei Einüben der eingängigen Melodien zunächst durchaus begeistert gewesen. "Alle fanden es plötzlich toll, und genau das ist es, was die früher ausgenutzt haben." Diesen Mechanismus gelte es zu hinterfragen.

Auseinandersetzung mit der Geschichte liegt nahe

Für das Festival liege die Auseinandersetzung mit der Geschichte nahe, sagte Wille. "Hier vom Konzertsaal in Hitzacker schaut man auf die Elbe, man schaut in den Osten. Früher sah man auch die Grenzpatrouillien, die auf dem Fluss hin- und herfuhren." Die "Sommerlichen Musiktage", die 1946 mit Hauskonzerten begonnen hätten, seien auch durch Mittel der Zonenrandförderung erst zu einem international wahrgenommenen Festival geworden.

Unter den rund 30 Konzerten und weiteren Veranstaltungen findet sich auch eine Busfahrt, die unter anderem nach Dömitz östlich der Elbe führe, sagte Wille. In einem früheren Kaufhaus aus dem Jahre 1926 werde ein elektroakustisches Stück aufgeführt, das der im Wendland lebende Komponist Clemens von Reusner aus Klängen der Elbe eigens für die Sommerlichen Musiktage komponiert habe.

Das Festival fasse mit Künstlern wie dem Geiger Gidon Kremer oder dem britischen Cellisten Steven Isserlis das Thema "… grenzenlos …" aber weiter, erläuterte er. "Es geht insgesamt um die Frage nach Grenzen, im Leben, beim Musikmachen, in der Kunst."

 

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