Kardinal Reinhard Marx (Archivbild)
epd-bild/Annette Zoepf
Die Erkenntnisse über jahrzehntelangen Missbrauch durch Priester und Würdenträger haben die katholische Kirche tief erschüttert. Bischofskonferenz und ZdK wollen mit dem synodalen Weg Vertrauen zurückgewinnen.
05.07.2019

Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) haben erstmals im Rahmen des sogenannten synodalen Weges gemeinsam über Reformen innerhalb der katholischen Kirche beraten. Ziel sei es, in dem Reformprozess das Vertrauen der Gläubigen in die Kirche zurückzugewinnen, erklärten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Freitag nach einer gemeinsamen Sitzung in Bonn. Offiziell soll der synodale Weg am 1. Advent beginnen. In vier Synodalforen werden Kleriker und Laien gemeinsam Empfehlungen als Konsequenz aus den Erkenntnissen über jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche erarbeiten.

Marx betonte, die katholische Kirche stehe vor großen Herausforderungen. In dem zunächst auf zwei Jahre angesetzten Reformprozess könnten die Kernfragen im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Die Reformen selbst könnten jedoch "nicht in zwei Jahren abgearbeitet" werden. Vielmehr stehe die katholische Kirche vor langfristigen Veränderungen. Die katholische Kirche sei herausgefordert, "neu von Gott zu sprechen".

Marx: Bischöfe müssen Reformen mittragen

Zugleich verwies er darauf, dass die Bischöfe aus dem Prozess resultierende Reformen "in sehr großer Mehrheit" mittragen müssten. Er selbst wolle dafür eintreten, eine "große Einstimmigkeit" zu finden. Gleichwohl gehe es bei den Themen nicht um die Einheit der Bischöfe, sondern um die Einheit des göttlichen Volkes. "Schwierig genug wird's", sagte Marx.

ZdK-Präsident Sternberg betonte, in der katholischen Kirche habe es nach der Veröffentlichung der neuesten Studie zu sexuellem Missbrauch einen regelrechten Vertrauenseinbruch gegeben. Deshalb müsse der synodale Weg konkrete Ergebnisse und Vorschläge erarbeiten.

Sternberg und Marx zufolge fanden die Vorbereitungen zum synodalen Weg in enger gemeinsamer Absprache statt. In der Zukunft werde sicher auch kontrovers diskutiert. Das sei aber auch Ziel des Prozesses, sagte Marx. Beide bekräftigten zugleich, dass sie sich durch den Papst-Brief "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" in ihrem Reformbestrebungen bestätigt sehen.

Rolle der Frau soll erörtert werden

In insgesamt vier Synodalforen wollen Bischöfe und Laien gemeinsam über Reformen bei den Themen Machtmissbrauch, priesterliche Lebensformen und Zölibat, Sexualmoral und Aufgaben von Frauen in der katholischen Kirche diskutieren. Die Arbeitsgruppe zu "Dienste und Ämter von Frauen in der Kirche" ist neu eingerichtet und soll ihre Arbeit in Kürze aufnehmen. Für ihn gehöre die Frage nach der Rolle von Frauen in der katholischen Kirche zu einer der drängendsten überhaupt, sagte Sternberg.

Am 13. und 14. September wollen Bischofskonferenz und ZdK einen Zwischenbericht über die ersten Erkenntnisse aus den Foren in Fulda vorstellen. Außerdem sollen weitere Diskussionsveranstaltungen den Reformprozess begleiten. Über den konkreten Fahrplan sollen die jeweiligen Vollversammlungen von Bischofskonferenz und ZdK im September und November entscheiden.

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