Stefan Heße, der Sonderbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen (Archivbild)
epd-bild/Stephan Wallocha
Mitarbeiter in der kirchlichen Flüchtlingsarbeit erleben immer wieder Anfeindungen und Fremdenfeindlichkeit. Wie sie damit umgehen können, darum ging es beim Flüchtlingsgipfel der katholischen Kirche.
04.07.2019

Beim vierten Katholischen Flüchtlingsgipfel haben am Donnerstag in Essen rund 100 Fachleute, Haupt- und Ehrenamtliche aus der katholischen Flüchtlingsarbeit über Herausforderungen im Umgang mit Fremdenfeindlichkeit diskutiert. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße rief zu einer entschiedenen Haltung gegen Rechtspopulismus und Fremdenhass auf. "Rassismus und Fremdenfeindlichkeit widersprechen der Botschaft Jesu", sagte der Sonderbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen. "Hass und Hetze treten wir entschieden entgegen."

Während des starken Anstieges der Flüchtlingszahlen 2015 habe es in Deutschland eine Welle von Solidarität, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl gegeben, sagte Heße weiter. Aktuell erlebten Flüchtlinge und Helfer neben Zustimmung jedoch auch Anfeindung: "Fremdenfeindliches Gedankengut droht sich in der Mitte der Gesellschaft auszubreiten." Auch in Kirchengemeinden gebe es mancherorts Angst vor Überfremdung, räumte der Erzbischof ein.

Offene und ehrliche Debatte führen

Heße rief dazu auf, eine offene und ehrliche Debatte zu führen, die auch Raum lasse für das Unbehagen und die oft diffuse Angst. "Aber wir glauben, gute Argumente zu haben, wenn wir auf Hoffnung und Vertrauen setzen, statt uns der Angst zu ergeben." Zugleich betonte er: "Als Christen steht für uns außer Frage: Wir sind aufgerufen, Geflüchtete aufzunehmen, zu schützen, zu fördern und zu integrieren." Ausdrücklich dankte der Sonderbeauftragte den Haupt- und Ehrenamtlichen in der katholischen Flüchtlingsarbeit.

Fremdenfeindlichkeit sei kein gesellschaftliches Randphänomen, sondern ein Phänomen der Mitte der Gesellschaft, erläuterte der Berliner Theologe und Sozialethiker Andreas Lob-Hüdepohl. Dabei manifestiere sich die Ablehnung von als "anders" wahrgenommenen Menschen weniger offen in gewalttätigen Handlungen, sondern mehr verdeckt in fremdenfeindlichen Einstellungen wie Antisemitismus, Rassismus, Islamfeindlichkeit, Homophobie oder Behindertenfeindlichkeit.

51.000 ehrenamtliche Helfer

Als Ursachen für Fremdenfeindlichkeit nannte Lob-Hüdepohl Orientierungslosigkeit und Überforderung in einer zunehmend unübersichtlich erscheinenden komplexen Lebenswelt sowie Ohnmachtserfahrungen. Dabei sei weniger die objektive individuelle Lebenslage entscheidend als vielmehr die subjektive Wahrnehmung.

Fremdenfeindlichkeit widerspreche aber zentralen Inhalten des christlichen Glaubens, unterstrich der Wissenschaftler, der maßgeblich an einer aktuellen Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz zum kirchlichen Umgang mit rechtspopulistischen Tendenzen mitgearbeitet hat. Dazu zählten etwa die absolute Gleichwertigkeit aller Menschen, die sich aus der Gottesebenbildlichkeit jedes Menschen ergebe, und das Gebot der Nächstenliebe.

In der Flüchtlingsarbeit der katholischen Kirche in Deutschland waren Ende 2018 nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz 5.100 hauptamtliche Mitarbeitende beschäftigt, rund 51.000 Frauen und Männer engagierten sich als ehrenamtliche Helfer. Knapp 37,5 Millionen Euro Sondermittel flossen in die Flüchtlingshilfe im Inland.

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