Minarett der Sultan-Selim-Moschee und der Kirchturm der nahe gelegenen katholischen Liebfrauenkirche im Mannheimer Stadtteil Jungbusch
epd-bild / Norbert Neetz
Bei einem Spitzengespräch zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und muslimischen Verbänden ging es um "Religiöse Heimat und Identität".
03.07.2019

Spitzenvertreter des Islams und des Protestantismus in Deutschland haben populistischen Tendenzen eine Absage erteilt. Weltweit verbreitete Religionen wie das Christentum oder der Islam ließen sich weder auf eine bestimmte Nationalität noch auf eine bestimmte Herkunft oder Kultur begrenzen, hieß es am Mittwoch nach einem Treffen zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Koordinationsrates der Muslime (KRM) in München. Im Mittelpunkt stand dabei das Thema "Religiöse Heimat und Identität".

Gemeinsam begrüßten KRM und EKD die von einem italienischen Gericht angeordnete Freilassung der Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete. Zivile Seenotretter dürften nicht kriminalisiert werden. "Menschen aus Lebensgefahr zu retten, ist über alle Religionen hinweg ein Gebot der Menschlichkeit," lautete die Reaktion auf die Gerichtsentscheidung vom Vorabend.

Bedford-Strohm: "Glaube schafft Beheimatung"

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm erklärte: "Der Glaube schafft Beheimatung, aber nicht im engen Sinne eines Rückzugs auf die eigene Scholle, sondern im Sinne einer Vergewisserung, die auch mit Vielfalt und Veränderung offen und konstruktiv umgeht." Die Form von Identität und Heimat, die sich aus der christlich-jüdischen Tradition speise, "taugt nicht als Mittel der Ausgrenzung, sondern sie ist Ausstrahlungsquelle einer Liebe, die Grenzen nicht aufrichtet, sondern überwindet."

KRM-Sprecherin Nurhan Soykan warb dafür, Menschen, die mehr als ein Mutter- oder Vaterland haben, als Bereicherung einer Gesellschaft zu erkennen. "Durch die fortlaufende Infragestellung gerade von Muslimen in Deutschland, die hier schon seit vielen Generationen leben, wird es ihnen erschwert, Deutschland als ihre Heimat zu begreifen", erklärte sie. "Gerade im öffentlichen Diskurs finden sich hartnäckige Narrative von Ausgrenzung und Ausschluss." Aufgabe der Religionsgemeinschaften sei es, Raum für eine gemeinsame Heimat und eine gemeinsame Zukunft zu schaffen.

Der Dialog in Deutschland müsse in Übereinstimmung mit den Werten des Grundgesetzes geführt werden, erklärten EKD und KRM. Darauf hätten sich die evangelische Kirche und der Koordinationsrat der Muslime bereits 2015 in einem gemeinsamen Dialogratgeber verständigt: "Hass und Hetze dürfen hier keinen Platz haben", hieß es. Das Spitzengespräch zwischen EKD und muslimischen Verbänden findet seit 2005 mit je wechselnder Gastgeberschaft statt. Der Koordinierungsrat der Muslime wurde 2007 in Köln gegründet.

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