Andreas V. und Mario S. sollen auf einem Campingplatz mehr als 40 Kinder im Alter zwischen vier und 13 Jahren über Jahre hinweg sexuell missbraucht haben. Am Donnerstag legten sie vor Gericht Geständnisse ab.
27.06.2019

Im Prozess um den mutmaßlichen vielfachen Kindesmissbrauch in Lügde haben die beiden Hauptangeklagten zum Verhandlungsauftakt Geständnisse abgelegt. Die beiden Männer hätten die ihnen vorgeworfenen Taten am Donnerstag vor dem Detmolder Landgericht überwiegend eingestanden, sagte Gerichtssprecherin Melanie Rüter dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Geständnisse wurden demnach von den Anwälten der Hauptangeklagten verlesen.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt einen 56-jährigen Dauercamper und einen 34-jährigen Mittäter des Kindesmissbrauchs mit Herstellung von Kinderpornografie in mehr als 450 Fällen. Ein weiterer Beschuldigter aus Stade ist angeklagt, weil er an Webcam-Übertragungen von Kindesmissbrauch teilgenommen haben soll.

Richterin bezeichnete die Tatvorwürfe als abscheulich

Mit der Verlesung der Anklageschriften hatte am Donnerstagmorgen vor der Jugendschutzkammer des Landgerichts Detmold der Prozess begonnen. Für das Verfahren hat das Gericht zunächst zehn Verhandlungstage bis zum 30. August festgelegt. (AZ: 23 KLs 14/19). Die Vorsitzende Richterin Anke Grudda bezeichnete die Tatvorwürfe als abscheulich: "Die Vielzahl der Opfer und der Zeitraum von mehr als 20 Jahren, in dem die Kinder und Jugendliche laut Tatvorwurf missbraucht wurden, macht fassungslos", sagte die Richterin.

Dem 56-jährigen Andreas V., der als Dauercamper auf einem Campingplatz im lippischen Lügde nahe der Landesgrenze zu Niedersachsen lebte, und Mario S. sollen mehr als 40 Kinder im Alter zwischen vier und 13 Jahren über Jahre hinweg sexuell missbraucht haben. Unter den Opfern war auch das Pflegekind des Hauptverdächtigen.

Fall sei noch lange nicht aufgeklärt

Der Polizei und den Jugendbehörden im Kreis Lippe wird in dem Fall massives Versagen vorgeworfen. So sollen die Behörden vorliegenden Hinweisen auf pädophile Täter jahrelang nicht nachgegangen sein. Die Vorwürfe richten sich auch gegen den benachbarten Landkreis Hameln-Pyrmont.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) wies am Donnerstag den Vorwurf zurück, es gebe in dem Fall ein Netzwerk, das bis in die Behörden reiche. "Wir haben alles untersucht, so weit wir es können bisher, und bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass es irgendwelche Netzwerke gibt, die bis in die Verwaltung gehen", sagte Reul dem Bayerischen Rundfunk. Der Fall sei aber noch lange nicht aufgeklärt. Eine unabhängige Expertenkommission zur Aufklärung das Falls, wie es der Deutsche Kinderschutzbund fordert, lehnte Reul ab.

Der Düsseldorfer Landtag hatte am Mittwoch die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses beschlossen. Er soll "mögliche Versäumnisse, Unterlassungen, Fehleinschätzungen und Fehlverhalten" der Landesregierung sowie von Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendämtern ermitteln, wie es in dem von Regierungs- und Oppositionsparteien getragenen Beschluss heißt.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.