Kirchentagsbesucher
epd-bild/Stefan Arend
Klimaschutz, Migration, soziale Ungleichheit: Die Podien des Kirchentags am Freitag boten viel schwere Kost. Journalist Heribert Prantl warnte dabei vor Resignation. Seine Ermutigungsrede stieß beim Publikum auf Begeisterung.
21.06.2019

Mit einem flammenden Appell für Hoffnung und Menschlichkeit hat der Journalist Heribert Prantl beim evangelischen Kirchentag begeisterten Beifall geerntet. "Die Kraft der Hoffnung ist die Kraft gegen die Angst", sagte der Journalist der "Süddeutschen Zeitung" am Freitag in seinem Vortrag "Ängstigt euch nicht - Eine Ermutigung". Vor mehreren Tausend Zuhörern forderte Prantl mehr Menschlichkeit in der Flüchtlingspolitik, Widerstand gegen Populismus und Mut für Lösungen in der Klimapolitik. Auch in den weiteren Podien standen am Freitag in Dortmund aktuelle gesellschaftliche Themen auf der Agenda.

Prantl, der bis vor kurzem auch zur Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung" gehörte, sagte, er sei überzeugt davon, dass das 21. Jahrhundert einmal daran gemessen werde, wie es mit Flüchtlingen umgegangen sei. Die aktuelle Asylpolitik nannte er "unbarmherzig, tödlich, eine Schande".

Füllkrug-Weitzel: "Migration ist globaler Alltag"

Für einen anderen Blick auf Migration warb die Präsidentin der evangelischen Hilfsorganisation "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel. "Migration ist globaler Alltag", sagte sie auf einem Kirchentagspodium. "Es ist ein schreckliches Schicksal für Menschen, die Schutz und Begleitung brauchen." Auch die Bibel lehre, Migration als selbstverständlich wahrzunehmen. Als Gemeinschaft der Zusammengewürfelten gebe es unter Christen keine Kategorie der Fremden.

Kardinal Reinhard Marx forderte mehr Macht und Einfluss für Frauen in der katholischen Kirche. "Die Ministerien im Vatikan können ohne weiteres von Frauen geleitet werden, warum nicht?", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz auf dem Roten Sofa der Kirchenpresse. Es könne keinen deutschen Sonderweg geben. Man könne Vorgaben der Weltkirche, etwa was das Verbot der Frauenordination oder den Pflichtzölibat angeht, nicht übergehen.

Giffey forderte schnelle Schaffung gleicher Lebensverhältnisse

Der Bundesvorsitzende der Jusos, Kevin Kühnert, forderte auf dem Kirchentag eine rasche Verabschiedung eines nationales Klimaschutzgesetzes. "Ich messe die große Koalition an ihrem selbstgesetzten Ziel, bis zum Ende des Jahres ein Klimaschutzgesetz zu verabschieden." Seine eigene Partei, die SPD, rief Kühnert auf, die sozialen Aspekte des Klimaschutzes deutlich machen. Eine Geringverdienerin könne sich oft keine Bio-Lebensmittel leisten, ein Landbewohner müsse vielleicht mit dem Auto zur Arbeit fahren. Die SPD müsse sich dafür einsetzen, diese Zustände zu ändern.

Auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) forderte eine schnelle Schaffung gleicher Lebensverhältnisse überall in Deutschland. Es gebe heute keine Rechtfertigung mehr für ungleiche Bezahlung in Ost und West, sagte Giffey auf dem Hauptpodium zum Thema "30 Jahre Mauerfall". Dies sei aber nicht nur eine Frage von Ost- und Westdeutschland: "Der Gedanke von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität muss in alle Himmelsrichtungen wirken."

"Dortmund kann Kirchentag"

Am dritten Tag des Protestantentreffens lobte Kirchentagspräsident Hans Leyendecker die Stadt Dortmund und ihre Bürger als gute Gastgeber. "Dortmund kann Kirchentag", sagte der Journalist. Zwar komme der Nahverkehr in den Stoßzeiten mitunter an seine Grenzen, "doch die Stadt habe alle Züge, die da sind, auf die Schienen gestellt". Wartezeiten seien dennoch unvermeidlich, sagte Leyendecker: "Aber es spielen ja immer irgendwo Posaunen oder es singt ein Chor."

Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag mit 118.000 Teilnehmern steht unter dem Leitwort "Was für ein Vertrauen" und dauert bis Sonntag.

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