Zentraler Eröffnungsgottesdienst zum Kirchentag in Dortmund
epd-bild / Friedrich Stark
Beim evangelischen Kirchentag in Dortmund stehen drängende Zukunftsthemen auf der Tagesordnung. Der Eröffnungstag wird von Appellen zu Engagement und zum Kampf gegen rechts bestimmt.
19.06.2019

Mit Aufrufen zu politischem Engagement und Widerstand gegen Hass und Gewalt ist am Mittwoch in Dortmund der evangelische Kirchentag eröffnet worden. "Wir wollen die Welt nicht nur beschreiben und beklagen, sondern wir wollen sie zum Besseren verändern", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung des Protestantentreffens am Mittwochabend. Die Zukunft sei angesichts der drängenden Probleme ungeduldig. "Daher lasst sie uns anpacken: für ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft, für Verständigung zwischen den Völkern und Religionen, für Klima und Umwelt", sagte er.

Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag mit rund 118.000 Teilnehmern dauert bis Sonntag. Fast 2.400 Veranstaltungen, darunter Bibelarbeiten, Gottesdienste, Konzerte und Workshops sowie zahlreiche prominent besetzte Diskussionsrunden stehen auf dem Programm unter dem biblischen Leitwort "Was für ein Vertrauen". Der Kirchentag ist alle zwei Jahre in einer anderen Stadt zu Gast.

Bei schwül-warmen Temperaturen kamen am Mittwochabend 40.000 Menschen zu den Eröffnungsgottesdiensten. Im Anschluss begann der traditionelle "Abend der Begegnung". Unter dem Motto "Da machse wat mit" präsentierten sich in der Innenstadt an fast 300 Ständen zwölf westfälische Regionen. Elf Bühnen boten ein Musikprogramm, unter anderem mit der Sängerin Anna Loos.

Steinmeier fordert schnelle Aufklärung im Fall Lübcke

Die westfälische Präses Annette Kurschus hatte zuvor im zentralen Eröffnungsgottesdienst am Ostentor dazu aufgerufen, der alltäglichen Angst und Sorge Geschichten von Hoffnung und Vertrauen entgegenzusetzen. Scheinbare Sicherheiten seien ins Wanken geraten, und "was lange selbstverständlich schien, wackelt", sagte Kurschus und verwies unter anderem auf den Klimawandel, das Sterben im Mittelmeer, Fake News und Hassparolen.

Steinmeier sagte bei der Kirchentagseröffnung zum Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, schon der Verdacht sei furchtbar und unerträglich, dass jemand in einem Land mit dieser Geschichte, der für die Demokratie gearbeitet hat, "hingerichtet wird durch einen politischen Mord, mutmaßlich begangen von einem überzeugten Rechtsextremisten, dem im Netz Beifall geklatscht wird". Deshalb müsse dieses Verbrechen so schnell wie möglich aufgeklärt werden.

Lübcke war wegen seiner Haltung in der Flüchtlingspolitik offenbar in der rechtsextremen Szene verhasst. Anfeindungen wurden vor allem im Internet geäußert.

Laschet: Nie wieder wegschauen

Erschüttert über den gewaltsamen Tod Lübckes äußerte sich auch Kirchentagspräsident Hans Leyendecker bei der Eröffnung des Christentreffens: "Ein Staatsdiener wurde hingerichtet, weil er sich für andere Menschen eingesetzt hat." Zuvor hatte er bei einer Gedenkveranstaltung für Opfer des NS-Regimes und rechtsextremistischer Gewalt gesagt, die Zivilgesellschaft dürfe Hassern und Hetzern nicht den Raum überlassen: "Wir Demokraten müssen um die Rückeroberung des öffentlichen Raums kämpfen."

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) rief bei der Eröffnung am Abend zu mehr Wachsamkeit gegenüber Rechtsextremismus auf: "Nie wieder dürfen wir so wegschauen, wie wir das in den letzten Jahrzehnten beim Rechtsterrorismus gemacht haben."

Vor Eröffnung des Protestantentreffens war erneut über den Umgang mit der AfD diskutiert worden. Kirchentagspräsident Leyendecker bekräftigte die Entscheidung, AfD-Politikern auf dem Kirchentag kein Podium zu bieten. "Ich freue mich, dass wir früh ein Zeichen gesetzt haben", sagte der Journalist. Es müsse deutlich werden, dass rechts im Sinne von konservativ und rechtsextremistisch in der Regel nichts miteinander zu tun hätten. Deshalb debattiere bei einem "Konservativen-Panel" beispielsweise der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU).

Bundespräsident Steinmeier will am Donnerstag beim Kirchentag eine Rede zur digitalen Moderne halten. Neben Steinmeier werden bis Sonntag zahlreiche weitere Prominente erwartet, unter ihnen Bundespolitiker wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) sowie der kongolesische Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege.

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