Herstellung von Palmöl in Brasilien: Die reichen Industriestaaten gefährden durch ihren hohen Konsum die UN-Nachhaltigkeitsziele (Archivbild)
epd
Die Weltgemeinschaft ist vom Erreichen ihrer 2015 verabredeten UN-Nachhaltigkeitsziele einer Studie zufolge noch weit entfernt. Vor allem reiche Industriestaaten würden ihrer Vorbildfunktion nicht gerecht, kritisieren die Verfasser der Studie.
19.06.2019

Kaum ein Land der Vereinten Nationen ist einer Studie zufolge auf dem Weg, die vereinbarten UN-Nachhaltigkeitsziele für eine bessere ökonomische, ökologische und soziale Entwicklung bis 2030 zu erfüllen. Allen voran müssten die Industriestaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in den Bereichen Klimaschutz und Entwicklungshilfe aufholen, erklärte die Bertelsmann Stiftung zu der am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten Studie. Sie erschwerten zusätzlich die Umsetzung der Ziele, indem sie durch wenig nachhaltigen Konsum Probleme in Drittländern verursachten.

Als Beispiel wird unter anderem der hohe Palmölverbrauch genannt, für den die weitere Abholzung von Regenwäldern in Kauf genommen wird. Abgesehen von den Zielen "Keine Armut" und "Hochwertige Bildung" seien die G20-Länder insgesamt für rund die Hälfte der globalen Umsetzungslücken zur Erreichung der Ziele verantwortlich, erklärten die Autoren der Studie.

Deutschland auf Platz sechs

Für den Ländervergleich wurden Daten aus über 160 UN-Staaten ausgewertet. Die ersten Plätze belegen die skandinavischen Länder Schweden, Norwegen und Dänemark, die die UN-Vorgaben schon jetzt zu fast drei Vierteln erfüllen, wie es hieß. Deutschland kommt auf den sechsten Platz und ist neben Frankreich (Platz vier) das einzige Land der G7-Gruppe unter den Top Ten. Großbritannien erreicht Platz elf, Japan Platz 17, die USA sind auf dem 37. Platz. Am unteren Ende der Skala befinden sich afrikanische Entwicklungsländer wie die Demokratische Republik Kongo, Tschad und die Zentralafrikanische Republik.

Deutschland, das im Vergleich zum Ranking 2018 von Platz vier auf sechs zurückgefallen ist, steht symptomatisch für die zwiespältige Rolle der Industriestaaten, wie es weiter hieß. So zahle die Bundesrepublik noch nicht die geforderten 0,7 Prozent des Brutto-Inland-Produkts (BIP) für Entwicklungshilfe und habe mit einer hohen Nitratbelastung im Boden und Grundwasser durch den Einsatz von Dünger und Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft zu kämpfen. Dazu komme das hohe Müllaufkommen: Die Deutschen produzierten wie die US-Amerikaner jährlich pro Kopf rund 22 Kilogramm Elektroschrott. Das sei fast dreimal mehr als Türken oder Mexikaner.

Bislang kaum Taten

Dem historischen UN-Gipfel von 2015 seien bislang kaum Taten gefolgt, kritisierte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Aart De Geus. Er ermahnte die Industrienstaaten, ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden. "Armut und ungleiche Bildungschancen verschwinden nicht durch Lippenbekenntnisse." Nötig sei mehr Gestaltungswillen.

Die Weltgemeinschaft hatte 2015 auf einem UN-Gipfel die sogenannten Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG) beschlossen. Hauptziele sind, weltweit Hunger und extreme Armut zu überwinden, den Klimawandel zu bremsen und natürliche Ressourcen zu bewahren. Im September wollen die Staats- und Regierungschefs in New York eine Zwischenbilanz ziehen. Der SDG-Report wurde erstmals 2016 von der Bertelsmann Stiftung und dem Lösungsnetzwerk für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Solutions Network/SDSN) veröffentlicht.

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