Weltweit setzen sich Menschen für atomare Abrüstung ein (Archivbild)
epd-bild/Juergen Blume
Die Zahl der atomaren Sprengköpfe hat sich weltweit verringert. Jedoch seien die neun Atommächte dabei, ihre Arsenale zu modernisieren oder auszubauen, erklärte das Friedensforschungsinstitut Sipri in Stockholm.
17.06.2019

Eine nukleare Abrüstung ist Fachleuten zufolge nicht in Sicht. Zwar habe sich die weltweite Zahl der atomaren Sprengköpfe weiter verringert, erklärte das Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag in Stockholm. Gleichzeitig seien die neun Atommächte jedoch dabei, ihre Arsenale zu modernisieren oder auszubauen. Die Kündigung des INF-Vertrags Anfang 2019 weckte zudem Befürchtungen, es könnte ein neues Wettrüsten zwischen den USA und Russland geben.  

Laut dem Bericht besaßen die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea zu Beginn des Jahres insgesamt etwa 13.865 Atomsprengköpfe. Das sind 600 weniger als 2018, als die globalen Bestände 14.465 Nuklearwaffen umfasst hatten. Sipri schätzt, dass derzeit 3.750 atomare Sprengköpfe operativ einsetzbar sind. Darunter dürften fast 2.000 sein, die auf hoher Alarmstufe bereit gehalten werden. Anfang 2017 hatten die neun Nuklearmächte über insgesamt 14.935 Sprengköpfe verfügt.  

Abrüstungsabkommen in Gefahr

Der Rückgang sei besonders darauf zurück zu führen, dass Russland und die USA ihre Arsenale nach Unterzeichnung des bilateralen Abrüstungsabkommens "New START" 2010 weiter reduzierten, erklärte Sipri. Das Abkommen läuft 2021 aus, es sei denn, beide Länder verständigten sich darauf, es zu verlängern. Allerdings gebe es derzeit weder Diskussionen noch Verhandlungen über eine Nachfolge-Vereinbarung: "Die Aussichten auf eine fortlaufende ausgehandelte Reduzierung erscheinen in Anbetracht der politischen und militärischen Differenzen zwischen beiden Ländern zunehmend unwahrscheinlich", sagte Sipri-Forscher Shannon Kile.

Die Differenzen zeigten sich auch am Ausstieg der USA aus dem INF-Vertrag mit Russland, der die Vernichtung landgestützter Flugkörper kürzerer und mittlerer Reichweite vorsah. Die Kündigung des Abkommens wird am 1. August wirksam. Russland erklärte ebenfalls, das Abkommen bis dahin verlassen zu wollen.

Zusammen besitzen laut dem Institut die USA und Russland weiter mehr als 90 Prozent der weltweiten Nuklearwaffen. Langfristige Strategie sei, die Bestände von Sprengköpfen sowie die Systeme für Raketen- und Flugzeugträger und nukleare Produktionsanlagen zu modernisieren.

USA investieren Milliarden

Allein im Zeitraum von 2019 bis 2028 werden die US-Investitionen nach Schätzungen in Washington 494 Milliarden US-Dollar (439 Milliarden Euro) betragen. Auch anschließend werden die Programme zu Modernisierung und Erhalt den Angaben zufolge fortgeführt und mit Kosten in Höhe von mindestens 1,2 Billionen Dollar über die kommenden drei Jahrzehnte veranschlagt.  

Die anderen Atommächte verfügen über deutlich kleinere Arsenale. Doch auch diese Staaten seien dabei, aufzustocken und aufzurüsten, berichten die Friedensforscher. Indien und Pakistan zum Beispiel erweiterten ihre Produktionskapazitäten in einem Ausmaß, das zu einer erheblichen Vergrößerung ihrer Atomwaffenbestände innerhalb der nächsten zehn Jahre führen könne, erklärte Shannon Kile.  

Nordkorea habe zwar 2018 ein Moratorium auf Tests von Atomwaffen sowie von Mittel- und Langstrecken-Raketenträgersystemen ausgerufen. Dennoch behandelt das ostasiatische Land laut Sipri sein militärisches Nuklearprogramm weiterhin mit Priorität als zentralen Bestandteil seiner nationalen Sicherheitsstrategie.  

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