EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm bei einer Reise nach Sardinien im Jahr 2016 (Archiv). Schon damals wollte der EKD-Ratsvorsitzende auf das anhaltende Sterben im Mittelmeer aufmerksam machen.
epd-bild/Thomas Lohnes
Für den Sommer müsse eine "politische Notlösung" für die Seenotrettung im Mittelmeer her, fordern der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und der Bürgermeister von Palermo. Das Mittelmeer sei weiterhin die tödlichste Grenze weltweit.
03.06.2019

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat die EU-Staaten aufgefordert, für diesen Sommer eine "politische Notlösung" für die Seenotrettung im Mittelmeer zu organisieren. Es brauche zusätzlich eine vorübergehende Verteilung von Bootsflüchtlingen auf Städte und Kommunen in Europa, die "sichere Häfen" sein wollten, heißt es in einer am Montag in Palermo veröffentlichten gemeinsamen Erklärung Bedford-Strohms und des Bürgermeisters von Palermo (Sizilien), Leoluca Orlando. Die Erklärung enthält fünf Punkte, darunter auch die Forderung, dass Seenotrettung eine staatliche Aufgabe bleiben müsse.

Beide fordern außerdem eine "Koalition der Willigen", die sofort handeln und eine zukunftsfähige Migrationspolitik entwickeln solle. Das Mittelmeer sei weiterhin die tödlichste Grenze weltweit, heißt es in der Erklärung. Mehr als 2.000 Menschen seien 2018 im Mittelmeer ertrunken. "Von Hunderten Toten 2019 wissen wir", schreiben Bedford-Strohm und Orlando. "Viele sterben in diesen Tagen ungesehen, ohne in den Statistiken erfasst zu sein."

Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Bedford-Strohm war am Wochenende nach Sizilien gereist, um dort die Besatzung des Schiffs "Sea-Watch 3" zu treffen. Die italienische Regierung hatte das Schiff zunächst beschlagnahmt, nachdem die Crew Mitte Mai 65 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet hatte und tagelang vor der italienischen Küste auf die Einfahrt in einen Hafen warten musste. Am Samstag kurz vor dem Besuch des Ratsvorsitzenden war das Schiff von den Behörden freigegeben worden. Bedford-Strohm hatte das Schiff allerdings nicht betreten dürfen, da es sich nach wie vor in einem besonders gesicherten Bereich des Hafens befand, der durch ein Metalltor abgeriegelt wurde, wie der Landesbischof in seinem Video-Tagebuch in den sozialen Medien erklärt.

Die italienische Regierung geht seit Monaten gegen die private Seenotrettung vor. Innenminister Matteo Salvini von der rechtsnationalen Lega hat auch italienischen Marineschiffen, die Flüchtlinge gerettet hatten, die Einfahrt in italienische Häfen verboten. Die deutsche zivile Seenotrettungsorganisation "Sea-Watch" wird unter anderen von der EKD unterstützt.

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