Jesuitengymnasium Canisius-Kolleg in Berlin. Peter R. gilt als einer der Haupttäter im dortigen Missbrauchsskandal (Archivbild).
epd-bild / Rolf Zöllner
Das Bistum Hildesheim hat einen Haupttäter im Missbrauchsskandal an der Berliner Jesuiten-Schule aus dem Priesterstand entlassen. Die Deutsche Bischofskonferenz will bis Herbst Kriterien zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle erarbeiten.
22.05.2019

Einer der Haupttäter im Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg ist aus dem Priesterstand entlassen worden. Wie das Bistum Hildesheim am Mittwoch mitteilte, verliert Peter R. alle Rechte, die mit der Priesterweihe verbunden sind. Der 77-Jährige darf keine kirchlichen Ämter mehr ausüben und verliert weitgehend seine Pensionsansprüche. Das Bistum setzt damit das Urteil eines Kirchengerichts im Erzbistum Berlin um, das bereits im vergangenen Dezember erging und mittlerweile vom Vatikan bestätigt wurde.

Der bereits suspendierte Priester Peter R. gilt als einer der Haupttäter im Missbrauchsskandal an der katholischen Eliteschule Canisius-Kolleg in Berlin. Der ehemalige Jesuit soll sich in den 1970er und 80er Jahren an dem Gymnasium an mindestens 100 Kindern und Jugendlichen vergangen haben. Seine damaligen Taten sind strafrechtlich verjährt. Von 1982 bis 2003 arbeitete R. mit kurzen Unterbrechungen als Priester im Bistum Hildesheim, unter anderem als Jugendseelsorger. Auch dort soll es zu Missbrauchsfällen gekommen sein.

Höchstes Strafmaß

Das Hildesheimer Bistum setzt das Berliner Urteil um, da Peter R. hier seine Ruhestandsbezüge bezieht. Die Entlassung aus dem Priesterstand ist nach Angaben des Bistums das höchste Strafmaß, das ein Kirchengericht verhängen kann. Die Versorgung durch das Bistum wird nun auf ein Mindestmaß zur Grundsicherung im Alter angeglichen.

Bischof Heiner Wilmer räumte ein, dass die Kirche über Jahrzehnte zu wenig getan habe, um Peter R. zur Verantwortung zu ziehen und um Menschen vor sexuellen Übergriffen durch ihn zu schützen. Er sprach von "institutionellem Versagen". Wilmer sagte, der Fall von Peter R. sei "ein mehr als abschreckendes Beispiel" dafür, wie es im Umgang der Kirche mit sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch in ihrem Verantwortungsbereich niemals hätte laufen dürfen. Seit 2017 gehe das Bistum einen anderen Weg und hole sich professionelle Hilfe von außen.

Auslöser für den Beginn des Missbrauchsskandals

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz gab am Mittwoch bekannt, dass sich die 27 Bistümer mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, bis zum Herbst auf verbindliche Regeln einigen wollen, nach denen sie den Missbrauchsskandal aufarbeiten. Im Jahr 2010 machte der damalige Rektor des Canisius-Kollegs, Klaus Mertes, die Missbrauchsfälle an der Jesuiten-Schule öffentlich. Die Veröffentlichung war der Auslöser für den Beginn des Missbrauchsskandals in ganz Deutschland.

Bis zum Herbst sollen einheitliche Kriterien unter anderem dafür erarbeitet werden, wie Betroffene an der Aufarbeitung beteiligt werden können und wie der Zugang zu den Kirchenarchiven und Akten organisiert wird. Darüber hatte es unter den Bischöfen unterschiedliche Auffassungen gegeben. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unsere hochgesteckten Ziele für eine umfassende und unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im katholischen Bereich gemeinsam erreichen werden", teilte Rörig mit.

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