Katholischer Kirchenrechtler Schüller (Archivbild)
epd-bild / Thomas Rohnke
Nach Einschätzung des Kirchenrechtlers Thomas Schüller wird es in der katholischen Kirche in Deutschland bald Weihen von verheirateten Priestern ("viri probati") geben.
22.05.2019

"Da bin ich mir ziemlich sicher", sagte Schüller der Münsteraner Bistumszeitung "Kirche+Leben" (Sonntag). So habe sich die überdeutliche Mehrheit der deutschen Bischöfe in dieser Richtung positioniert. "Warum sollten sie also nicht einen entsprechenden Antrag in Rom stellen? Das würde sicherlich wohlwollend geprüft."

Als "viri probati" werden verheiratete Männer bezeichnet, die sich durch ihren Lebenswandel für ein geistliches Amt empfehlen. In Deutschland leben und arbeiten schon mehrere verheiratete Priester. Es handelt sich dabei meist um konvertierte evangelische Pfarrer, die schon, bevor sie zum Priester geweiht wurden, verheiratet waren und sogar Kinder haben. Im Januar 2012 wurde etwa der ehemalige evangelische Pfarrer Hans Janßen in Hamburg zum katholischen Priester geweiht. Er war damals bereits verheiratet und hatte vier Kinder.

Für katholische Pluralität

Kirchenrechtler Schüller sprach sich dafür aus, dass die nationalen Bischofskonferenzen die Möglichkeit haben sollten, in bestimmten Fragen einen eigenen Weg zu gehen. "Es kommt darauf an, im Notwendigen Einheit zu erhalten und zugleich eine Pluralität zu ermöglichen, die dennoch katholisch ist", erklärte er. Als Beispiel nannte er die Diskussion über das Abendmahl für konfessionsverschiedene Eheleute. Diese Frage sei in Deutschland von ganz anderer Bedeutung als in Italien, wo es kaum Protestanten gebe.

Schüller erwartet, dass sich die Amazonas-Synode im Herbst als Antwort auf den Priestermangel in Lateinamerika für verheiratete "Leute-Priester" entscheiden werde. Dabei gehe es um in Ehe und Familie erfahrene Männer, die Priester würden und an den Wochenenden den priesterlichen Dienst ausübten, erläuterte der Professor vom Institut für Kanonisches Recht der Universität Münster. Diese Entscheidung werde anschließend die Bischofskonferenzen und die ebenfalls vom Priestermangel betroffenen Regionen der Weltkirche ermutigen, einen ähnlich gelagerten Antrag zu stellen, ist sich Schüller sicher und betonte zugleich: "Unter großer Wertschätzung für den freiwillig gelebten Zölibat."

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