Krankenhausbetten auf einem Flur
epd-bild/Werner Krüper
Bertram Häussler vom Berliner Gesundheitsforschungsinstitut IGES empfiehlt den Kliniken, stärker auf elektronische Daten zu setzen.
20.05.2019

Das Berliner Gesundheitsforschungsinstitut IGES appelliert an die deutschen Kliniken, ihre Digitalisierung rasch voranzutreiben. Viele Prozesse in den Krankenhäusern seien fehleranfällig, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Bertram Häussler, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Digitalisierung könne da entscheidend helfen. "Mehr Personal oder Computer, das ist nach meiner Meinung eine schlechte Alternative", stellte der Mediziner klar.

Elektronische Patientenakte als Kernstück

Häussler rief die Gesundheitseinrichtungen auf, sich dem digitalen Fortschritt zu stellen. "Das Kernstück sollte eine elektronische Patientenakte sein, die ein gutes Krankenhaus-Informationssystem liefern kann", betonte der Experte. "Darüber hinaus sollte ein Krankenhaus seine wichtigsten Prozesse digital abbilden, so dass zu jeder Zeit klar ist, was mit dem Patienten ist, was mit ihm als nächstes passieren soll und welche Informationen es noch gibt." Mittelfristig müsse dann der Datenaustausch mit den niedergelassenen Ärzten und anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen möglich werden, sagte der Experte.

Der IGES-Chef widersprach der Ansicht, die Bürger fühlten sich von der zunehmenden digitalen Vernetzung im Gesundheitswesen bedroht. "Wenn 80 Prozent der Erwachsenen mit dem Internet vertraut sind und davon drei Viertel online einkaufen, wenn 80 Prozent ihre privaten Reisen online buchen und die Hälfte Online-Banking praktiziert, fällt es mir schwer zu glauben, dass so viele Bürger ihre Lebensgewohnheiten bedroht sehen." Sie nähmen sich, was ihnen nütze und ihnen Spaß mache: "Und das wäre auch im Gesundheitswesen so, wenn man ihnen die Möglichkeiten bieten würde", ist Häussler überzeugt.

Er könne auch nicht erkennen, dass im Hinblick auf die Digitalisierung in den Kliniken etwas ausufere. "Wenn Menschen krank sind, ist es so gut wie nie ein Thema für sie, dass ihre Daten womöglich unsicher sind. Im Gegenteil: Sie entscheiden sich gerne dafür, dass mit ihren Daten behandelt und geforscht wird." Bedenken begegneten die Kliniken am besten dadurch, dass sie ihre Anlagen ordentlich sichere und sich an die Datenschutzrichtlinien halte.

Digitalisierung befördert Konzentration

Häussler sagte weiter, es sei weder sinnvoll noch finanzierbar, dass alle Krankenhäuser in den Prozess der Digitalisierung gleichermaßen einbezogen werden. "Selbst wenn es ein staatliches Förderprogramm geben sollte, wird das anstreben, dass die Digitalisierung mit einer Weiterentwicklung tragfähiger Krankenhaus-Einheiten einhergeht." Die Digitalisierung werde also zu einem Prozess der Konzentration führen, sagte der Experte voraus.

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