Fairer Handel erreicht Umsatz von 1,6 Milliarden Euro
epd-bild/Christine Mueller
Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten hat in Deutschland erneut zugenommen.
14.05.2019

Im vergangenen Jahr erreichte der Verkauf im fairen Handel bundesweit ein Volumen von 1,6 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie der TransFair-Vorstandsvorsitzende Dieter Overath am Dienstag in Berlin bilanzierte. Der Gesamtumsatz im deutschen Einzelhandel betrug den Angaben zufolge zuletzt rund 123 Milliarden Euro.

Für fair gehandelte Produkte gaben die Verbraucher in Deutschland im vergangen Jahr durchschnittlich 19 Euro aus, hieß es weiter. Das wichtigste Fairtrade-Produkt war mit 20.000 Tonnen erneut Kaffee. Der Umsatzzuwachs betrug hier elf Prozent. Gemessen am gesamten Kaffeemarkt erzielte der faire Röstkaffee in Deutschland einen Marktanteil von 4,5 Prozent. Allerdings litten die Kaffeebauern zunehmend unter niedrigen Börsenpreisen sowie Ernteausfällen durch den Klimawandel, betonte Overath So liege der Weltmarktpreis aktuell auf einem historischen Tief von rund 90 Cent pro Kilogramm. Der faire Handel zahle den Bauern aber 190 Cent pro Kilogramm.

Absatz von Bananen und Kakao gestiegen

Ein weiteres Problem im globalen Handel sei die Wertschöpfung entlang der Lieferkette. So würden verarbeitete Produkte etwa aus Afrika von der Europäischen Union mit Strafzöllen belegt. Es gebe aber keinen Grund, weshalb Kaffee in den Anbauländern nicht auch gleich verarbeitet werden und damit höhere Gewinne erzielen könne, sagte Overath. Die Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium, Maria Flachsbarth (CDU), betonte, das Ministerium unterstütze mit einer Kaffeeinitiative eine höhere Wertschöpfungskette in Ländern wie Indonesien, Vietnam und Myanmar.

Der Absatz von fairem Kakao stieg den Angaben zufolge um 48 Prozent auf 55.000 Tonnen und einen Marktanteil von zehn Prozent. Zudem kauften die deutschen Verbraucher mit rund 92.000 Tonnen insgesamt sechs Prozent mehr fair gehandelte Bananen ein. Der Markanteil lag bei 13,5 Prozent. Umgerechnet esse jeder Bundesbürger pro Jahr ein Kilogramm fair gehandelter Bananen.

Der Marktanteil von fairen Rosen lag demnach bei 28 Prozent. Das seien rund 427 Millionen Stiele sowie ein Absatzplus von fünf Prozent gewesen. Bei Textilien aus fairer Baumwolle gab es einen Zuwachs von 14 Prozent. Knapp 14 Millionen Kleidungsstücke und Accessoires kauften die Verbraucher demnach im vergangenem Jahr. Neben Baumwolltaschen und Freizeitkleidung spiele die Berufskleidung eine immer wichtigere Rolle. Overath betonte, dass es hier noch großes Wachstumspotenzial gebe. So könne die Politik dafür sorgen, dass unter anderem auch bei der Berufskleidung von Polizei und Bundeswehr zunehmend faire Baumwolle verwendet werde.

Belzig ist 600. deutsche "Fairtrade-Town"

Auch die Fair-Handels-Gesellschaft Gepa legte am Dienstag zahlen vor. Sie steigerte ihren Großhandelsumsatz im Kerngeschäft mit Kaffee, Schokolade, Tee, Honig und Handwerksartikeln wieder, nach einem Dämpfer im Jahr zuvor. Der Umsatz legte um 1,8 Prozent auf 74 Millionen Euro zu. Das entspricht 114 Millionen Euro Umsatz zu Endverbraucherpreisen. Die Einführung eines neuen Warenwirtschaftssystems hatte zuletzt aufs Geschäft gedrückt. Um neue Kunden zu erreichen will die Gepa beispielsweise Kooperationen mit kleinen Buchhandlungen eingehen, um dort ihre Produkte anzubieten.

Der Vize-Aufsichtsratsvorsitzende bei TransFair und entwicklungspolitischer Beauftragter bei der evangelischen Hilfsorganisation "Brot für die Welt", Thilo Hoppe, betonte: "Wir sind dafür, dass der ganze Handel fair ist." Damit würde sich TransFair zwar theoretisch überflüssig machen. Das sei aber noch Zukunftsmusik. Hoppe kündigte zudem an, dass am Freitag die brandenburgische Stadt Belzig als 600. Stadt in Deutschland den Titel "Fairtrade-Town" erhalte.

TransFair ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung des fairen Handels. Mitglieder sind unter anderen kirchliche Organisationen wie "Brot für die Welt" und Misereor, die auch dem Trägerkreis der Gepa angehören. Unter anderem schließt die Organisation Lizenzverträge mit Handelspartnern ab, die nach Fairtrade-Standards gehandelte Produkte anbieten.

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