Der Aachener Friedenspreis wird an Initiativen oder Persönlichkeiten verliehen, die sich für Frieden und Dialog zwischen Konfliktparteien einsetzen (Symbolbild)
epd-bild/Christian Ditsch
Der diesjährige Aachener Friedenspreis lenkt den Blick auf den Konflikt in der Ost-Ukraine und die Bedrohung durch Atomwaffen. Geehrt werden zwei deutsche Initiativen und ein ukrainischer Journalist, dem in seiner Heimat eine Haftstrafe droht.
08.05.2019

Der ukrainische Journalist Ruslan Kotsaba und zwei deutsche Initiativen gegen Atomwaffen aus dem rheinland-pfälzischen Büchel erhalten den diesjährigen Aachener Friedenspreis. Der Blogger und Aktivist Kotsaba werde für sein mutiges Eintreten für Frieden, Versöhnung und Dialog zwischen den Konfliktparteien in der Ost-Ukraine geehrt, erklärte der friedenspolitische Verein Aachener Friedenspreis am Mittwoch. Kotsaba sei wiederholt wegen seiner Kritik an dem Krieg inhaftiert worden. Der Verein hofft, dem Journalisten durch die Preisverleihung in der neuen Situation nach der Präsidentschaftswahl in der Ukraine zu stärken.

Der 52-jährige Kotsaba stammt aus der West-Ukraine. Er unterstützte den Angaben nach die Maidan-Proteste in Kiew vor fünf Jahren. Nach Ausbruch des Krieges zwischen ukrainischen Truppen und von Russland unterstützten Milizen sei Kotsaba als einziger Journalist seines Landes auf beiden Seiten der Front akkreditiert gewesen, hieß es. Kotsaba habe sich wiederholt für eine friedliche Lösung des Konflikts starkgemacht und Kritik an der ukrainischen Regierung geübt. Seine Äußerungen brachten ihm Gerichtsverfahren und Haftstrafen wegen Landesverrats und Behinderung der Arbeit der Streitkräfte ein. Trotz seiner vorläufigen Haftentlassung im Juli 2016 werde derzeit der Prozess gegen Kotsaba erneut verhandelt, hieß es. Ihm drohe eine 15-jährige Haftstrafe.

Atomwaffen wieder auf die politische Agenda setzen

Ebenfalls ausgezeichnet werden der "Initiativkreis gegen Atomwaffen in Büchel" und die Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt". Für den Initiativkreis nehme Elke Koller die Auszeichnung entgegen, für die Kampagne "Büchel ist überall" werde namentlich Marion Küpker geehrt, hieß es. Die beiden Frauen und ihre Mitstreiter setzten sich seit Jahren für einen Abzug der geschätzten 20 US-Atomwaffen ein, die auf dem Fliegerhorst in Büchel lagern sollen. Seit 1996 finden in Büchel regelmäßig Protestaktionen statt. Dabei seien die Gruppen vor Ort Anfeindungen aus der Bevölkerung ausgesetzt, hieß es. Auf dem Fliegerhorst arbeiten 1.000 Soldaten und rund 600 Zivilbeschäftigte.

Mit der Auszeichnung wolle der Aachener Friedenspreis auch ein Signal an politisch Verantwortliche in Deutschland aussenden, erklärte der Verein. Seit den Zeiten des Kalten Krieges sei es derzeit dringender denn je, das Thema Atomwaffen wieder nach oben auf die politische Agenda zu setzen. Die Rahmenbedingungen für den Abzug von Atomwaffen hätten sich in Deutschland verschlechtert. Die große Koalition räume dem Thema seit Jahren keine Priorität mehr ein. Aufseiten Russlands und der USA werde die Aufrüstung des Atomwaffenprogramms massiv vorangetrieben.

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 jedes Jahr an Initiativen oder Persönlichkeiten verliehen, die sich für Frieden und Dialog zwischen Konfliktparteien einsetzen. Der gleichnamige friedenspolitische Verein entscheidet über Vorschläge aus der Bevölkerung. Traditionell werden die Preisträger aus dem Ausland und aus Deutschland am 8. Mai vorgestellt, dem Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Die Preisverleihung findet dann auf einem Festakt in Aachen am 1. September statt, dem Internationalen Antikriegstag. Die Preise sind mit jeweils 2.000 Euro dotiert.

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Das Komitee für die Vergabe des Aachener Friedenspreises erlaubt sich, jemanden den Friedenspreis zu überreichen, der in der Vergangenheit auch schon mal durch antisemitische Bemerkungen aufgefallen ist: https://www.youtube.com/watch?v=QnjH0frmXdA . Darüber hinaus scheinen die Staatsgrenzen der Ukraine und dessen Bewohner nicht das Recht zu besitzen, ihr Land gegen einen Angriff eines Nachbarstaates verteidigen zu dürfen. Somit entscheidet sich das Komitee diesmal für jemanden, der für den Krieg Russlands gegen die Ukraine steht. Oder glaubt ernsthaft jemand, die Bewohner der besetzten Gebiete im Donbas wären gefragt worden? Bei den dortigen "Wahlen" gab es zwar durchaus Geschenke für Wähler, die zur Wahlurne gingen, aber selbst die Kommunistische Partei war nicht zur Wahl zugelassen. Vielleicht finden es friedensbewegte Christen in Deutschland aber gut, wenn in den nicht besetzten Teil der Ukraine geflüchtete Menschen drangsaliert werden. Ich kenne einen Fall, bei dem ein zurückgebliebener Elternteil gestorben ist und die Angehörigen den Leichnam nur für viel Lösegeld bekamen, um ihn beerdigen zu können. Nur eine von unendlich vielen Geschichten, die ich von Freunden und Bekannten aus erster Hand erfahre. Ich schäme mich für Deutschland, wenn Ruslan Kotsaba mit einem solchen Preis ausgezeichnet wird. Ich schäme mich für die evangelische Kirche, wenn sie diese Entscheidung kritiklos begrüßt.

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Ich hatte Ihnen gestern eine Stellungnahme zukommen lassen. Kotsaba hat die Echtheit des Videos mittlerweile selbst bestätigt. Sie sind nicht einmal in der Lage, diesen Leserbrief zu veröffentlichen? Sie werden von mir hören...

Antwort auf von Wilfried Jonas (nicht registriert)

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Sehr geehrter Herr Jonas,

vielen Dank für Ihren Leserkommentar. Vor Veröffentlichung prüfen wir jeden einzelnen Kommentar, ob er unsere Netiquette einhält. Bei schwerwiegenden Anschuldigungen wie Antisemitismusvorwürfen müssen wir ganz besonders sorgfältig vorgehen.Daher hat die Veröffentlichung Ihres Kommentars etwas Zeit in Anspruch genommen. Ich hoffe, Sie sehen uns das nach.

Wir freuen uns, weiterhin von Ihnen zu hören.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Güthlein

chrismon Redaktion

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