Berlin (epd). Die Erforschung von Objekten mit "kritischer Provenienz" aus der DDR in ost- aber auch in westdeutschen Museen stehe noch ganz am Anfang, sagte der Wissenschaftliche Vorstand vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, Gilbert Lupfer, am Dienstag in Berlin. Schätzungen zufolge könnten vor allem in den ostdeutschen Museen zwischen ein und acht Prozent der Bestände eine solche "kritische Provenienz" haben.
So seien unzählige Kunst- und Kulturgüter auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR ihren ursprünglichen Besitzern weggenommen wurden. Enteignungen dieser Art habe es etwa im Zuge der Bodenreform oder von Plünderungen nach dem Zweiten Weltkrieg, durch Enteignungen von Republikflüchtlingen oder den Entzug durch DDR-Behörden gegeben, erklärte Lupfer. Ein Teil der Objekte sei in Museen in ganz Deutschland gelangt. Ein anderer Teil sei gegen Devisen an private westdeutsche Kunst- und Antiquitätenhändler verkauft worden.
Antragsfristen für Rückforderungen längst verjährt
Die ursprünglichen Eigentümer ließen sich heute nur schwer feststellen, hieß es weiter. Auch seien die Antragsfristen für Rückforderungen längst verjährt. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste will die Erforschung von entzogenen Kunst- und Kulturobjekten in der DDR dennoch vorantreiben. Dazu arbeitet es unter anderem mit der Stasi-Unterlagenbehörde in Berlin, dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden, dem Deutschen Historischen Museum, dem Museumsverband des Landes Brandenburg, der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und dem Museumsverband Mecklenburg-Vorpommern zusammen.
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste wurde Anfang Januar 2015 in Berlin gegründet und hat seinen Sitz in Magdeburg. Es bündelt die staatliche Provenienzforschung hauptsächlich zur NS-Raubkunst. Seit kurzem beschäftigt sich das Zentrum auch mit der Herkunftsforschung von Objekten aus der Kolonialzeit sowie mit der Aufarbeitung der in der DDR enteigneten Kulturgütern.
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