Sri Lanka ist nach den Anschlägen vom Ostersonntag weiter in Alarmbereitschaft. Die Hintergründe der Gewalt sind noch nicht klar. Angeblich stammen die Selbstmordattentäter aus wohlhabenden Familien.
24.04.2019

Nach den Osteranschlägen auf Kirchen und Hotels mit mindestens 359 Toten hat Sri Lankas Präsident Maithripala Sirisena den Verteidigungssekretär und den Polizeichef zum Rücktritt aufgefordert. Wegen einer Geheimdienstpanne will Sirisena zudem die gesamte Führungsriege der Sicherheitskräfte austauschen, wie Medien in Sri Lanka am Mittwoch berichteten. Bei den Anschlägen wurden auch mehr als 500 Menschen verletzt.

Indien hatte Sri Lanka mehrfach vor islamistischen Anschlägen über die Osterfeiertage gewarnt, die Hinweise waren aber offenbar folgenlos geblieben. Die Polizei hat inzwischen um die 60 Verdächtige festgenommen. Nach Angaben der Regierung sollen die neun Selbstmordattentäter aus wohlhabenden Familien in Sri Lanka stammen.

Zu den Anschlägen auf drei Kirchen und drei Luxushotels am Ostersonntag hat sich inzwischen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt. Sie veröffentlichte auf ihrer Website Fotos und Videos der mutmaßlichen Selbstmordattentäter. Sri Lankas Regierung hatte die blutigen Anschläge als einen Racheakt islamischer Terroristen für das Moschee-Massaker Mitte März im neuseeländischen Christchurch bezeichnet. Doch Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern erklärte, ihre Regierung habe keinerlei Hinweise auf einen direkten Zusammenhang.

Religionsfreiheit sei Menschenrecht

Die Grünen in Deutschland drückten am Mittwoch ihre Solidarität mit den Christen in Sri Lanka aus. Bei den Anschlägen sollten vor allem Christen getroffen werden, "aber auch Menschen, die einen freiheitlichen, westlichen Lebensstil pflegen", schrieben die Grünen in einem an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Vereinigung Evangelischer Freikirchen adressierten Schreiben.

Zuvor hatten die EKD und die Bischofskonferenz weltweit zum Schutz christlicher Minderheiten aufgerufen. Die Religionsfreiheit sei ein elementares und unveräußerliches Menschenrecht, sagte der Vizepräsident im EKD-Kirchenamt, Horst Gorski, den Zeitungen den Funke-Zeitungen.

Weiter in Alarmbereitschaft

Sri Lanka war auch am Mittwoch weiter in Alarmbereitschaft. Am Montag hatte die Regierung den Notstand verhängt. Auch für Mittwochnacht wurde eine Ausgangssperre in Kraft gesetzt. Es soll Hinweise geben, dass weitere Attentate von Islamisten geplant waren. Die Regierung hatte die Anschläge als eine "völlig neue Art von Terrorismus" bezeichnet.

Nach Regierungsangaben soll die wenig bekannte, islamistische Terrorgruppe National Thowheeth Jamath (NTJ) mit Hilfe eines internationalen Netzwerkes Drahtzieher der Anschläge sein. Der NTJ-Gründer Zahran Hashim stammt aus einer reichen Gewürzhändler-Familie. Er und sein Bruder sollen für die Selbstmordattentate auf die Hotels Shangri-La und Cinnamon Grand in Colombo verantwortlich sein.

Selbstmordattentäter aus der Mittelschicht

Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene erklärte, die Selbstmordattentäter seien gut gebildet und kämen aus der Mittel- oder gehobenen Mittelschicht. "Sie sind finanziell recht unabhängig und ihre Familien leben in stabilen Einkommensverhältnissen", erklärte er im Parlament. Manche von ihnen hätten offenbar im Ausland studiert. Ein Attentäter soll Universitäten in Großbritannien und Australien besucht haben. Unter den neun Selbstmordattentätern ist den Angaben zufolge eine Frau, die mit einem der Attentäter verheiratet war.

Am Mittwoch führten zahlreiche Hotels in Colombo neue Regeln ein, wonach vollverschleierte Frauen keinen Zutritt mehr erhalten sollen. Eine Debatte über ein generelles Burka-Verbot soll ins Parlament gebracht werden. Mehr als 70 Prozent der 22 Millionen Einwohner der Tropeninsel sind Buddhisten, zwölf Prozent Hindus, zehn Prozent Muslime und gut sieben Prozent Christen. Die Regierung blockierte weiter eine Reihe sozialer Medien wie Facebook, Instagram und Whatsapp, um die Verbreitung von Gerüchten und Fake News einzudämmen.

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