Dresden (epd). Rechtsmotivierte Hassgewalt hat sich einer Studie zufolge in Sachsen erheblich verändert. Im Untersuchungszeitraum von 2011 bis 2016 habe die Gewalt nicht nur stark zugenommen, die Täter wiesen im Vergleich zu früheren Erhebungen ein deutlich höheres Durchschnittsalter auf, erklärte Extremismusforscher Uwe Backes am Montag in Dresden. Mit den gestiegenen Flüchtlingszahlen 2015 in Deutschland seien offenbar Personen "in einen Strudel der Radikalisierung" geraten, die unter anderen Bedingungen wohl eher nicht gewalttätig geworden wären.
Eine gewachsene Radikalisierung, Polarisierung und Mobilisierung sei Ergebnis von erheblichen Defiziten bei der "moderierenden Konfliktregulierung". Die Studie "Rechte Hassgewalt in Sachsen - Entwicklungstrends und Radikalisierung" wurde von Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) in Auftrag gegeben. Köpping zufolge kommt es gerade im Bereich der rechtsmotivierten Gewalt immer häufiger zu spontanen anlassbezogenen Taten wie im vergangenen Jahr in Chemnitz.
Die Hassgewalt - wissenschaftlich betrachtet die Gewalt gegen Personen mit aus Tätersicht schädlichen Eigenschaften unabhängig von deren Verhalten - habe 2015 stark zugenommen und auch im Jahr danach auf hohem Niveau angehalten, erklärte Backes. Dabei habe sich rechtsmotivierte Gewalt überwiegend als städtisches Phänomen erwiesen.
Die Studie setzt Backes zufolge beim unmittelbaren Gewaltgeschehen an und kombiniert quantitative und qualitative Methoden. Grundlage für die Untersuchung seien vor allem die polizeiliche Statistik Politisch Motivierter Kriminalität, Polizei- und Justizakten sowie Täter- und Opferinterviews.
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