Ein Neugeborenes in Niger: Nicht jede Frau kann selbst entscheiden, ob und wann sie Kinder bekommen will (Archivbild).
epd-bild/Sebastian Backhaus
Die Weltbevölkerung wächst rasant - und noch immer kommen mehr als 200 Millionen Frauen nicht an moderne Verhütungsmittel, auch wenn sie das möchten. Grund ist in vielen Ländern die Unterdrückung der Frau.
10.04.2019

Weltweit haben rund 214 Millionen Frauen und Mädchen keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln, obwohl sie eine Schwangerschaft verhindern wollen. Das ist jede vierte Frau im gebärfähigen Alter in den Entwicklungsländern, wie aus dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Weltbevölkerungsbericht 2019 hervorgeht. Trotz aller Erfolge sei man noch immer weit von dem Ziel entfernt, dass alle Menschen selbst entscheiden können, ob und wann sie Kinder bekommen und mit wem sie Sex haben wollen, bilanziert der Bericht.

Hauptgrund ist dem Weltbevölkerungsbericht zufolge die fehlende Geschlechtergerechtigkeit. Die Unterdrückung von Frauen in vielen Ländern der Welt stehe der Verwirklichung der entwicklungspolitischen Ziele entgegen, die auf der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz 1994 verabschiedet wurden. Der Bericht wird regelmäßig vom Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) vorgelegt. In diesem Jahr trägt er den Titel: "Unfinished business - Reproduktive Rechte und Entscheidungsfreiheit für Alle".

Müttersterblichkeit zurückgegangen

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) wies darauf hin, dass die Bevölkerung in Afrika sich bis 2050 verdoppeln werde, wenn es so weitergehe wie bisher. Dann werde Nigeria nach China und Indien das drittgrößte Land der Welt sein. Notwendig seien die Stärkung von Frauen und Familienplanung. Dieses Thema dürfe nicht tabuisiert werden. Die Bundesregierung setze es daher auf die Tagesordnung jeder Verhandlung mit Partnerstaaten. Auch mit Religionsführern müsse werde darüber gesprochen. Doch müsse das Signal dafür zunächst von den Ländern selbst kommen.

Im weltweiten Durchschnitt bekommt eine Frau 2,5 Kinder, wie aus dem Bericht hervorgeht. Mitte der 1960er Jahre waren es noch doppelt so viele Kinder pro Frau. In den ärmsten Ländern der Welt gebären Frauen aber weiterhin durchschnittlich vier Kinder. Täglich sterben mehr als 800 Frauen an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt. Gegenüber 1990 ist die Müttersterblichkeit dem Bericht zufolge aber um 44 Prozent zurückgegangen. Mehr als die Hälfte aller verheirateten Frauen verwenden moderne Verhütungsmittel.

"Unser Kampf geht weiter"

Dem Bericht zufolge unternahmen die Regierungen afrikanischer Länder in den zurückliegenden Jahren die stärksten Anstrengungen, um die Mütter- und Neugeborenen-Sterblichkeit zu senken. "Unser Kampf geht weiter", betonte die Exekutivdirektorin des UN-Bevölkerungsfonds, Natalia Kanem. Sie verwies darauf, dass eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens physische Gewalt erfahre. 200 Millionen Mädchen und Frauen seien von Genitalverstümmelung betroffen. Das müsse aufhören.

Bei seiner Gründung war es die Hauptaufgabe des UN-Bevölkerungsfonds, Programme gegen das Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern zu unterstützen. Heute stehen Initiativen zur Frauen-Gesundheit, Bildung, Familienplanung und Gleichberechtigung im Mittelpunkt. Der Fonds wird aus freiwilligen Beiträgen der UN-Mitgliedstaaten und aus großen privaten Stiftungen finanziert. Die deutsche Übersetzung des Weltbevölkerungsberichts gibt die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung heraus.

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