Anti-Prostitutions-Aktivistinnen haben gravierende Missstände in deutschen Bordellen beklagt und ein Prostitutionsverbot in Deutschland gefordert.
03.04.2019

Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer sagte am Mittwoch bei einem Kongress in Mainz, die Bundesrepublik sei zur Drehscheibe des Menschenhandels in Europa und zum Paradies für Zuhälter und Freier geworden. Die Entscheidung, Prostitution zu einem gewöhnlichen Beruf aufzuwerten, sei eine Perversion der feministischen Idee gewesen: "Neun von zehn Frauen in der Prostitution enden im totalen Elend, egal, wie viel sie vorher verdient haben."

Sandra Novak von der Hilfsorganisation "Sisters" erklärte, insbesondere Mädchen und junge Frauen aus Osteuropa würden Opfer von Gewalt, Drogen, Alkohol oder Krankheiten: "Wer nicht gegen dieses System aufsteht, trägt eine Mitverantwortung an diesem Sterben." Prostituierte könnten auch nicht einfach in ein normales Leben zurückkehren. Mit der Zeit schwinde die Bereitschaft, Widerstand zu leisten und die eigene Identität werde zerstört. Frauen seien im "Gefängnis der Prostitution" eingesperrt und der deutsche Staat akzeptiere das.

Loverboy-Methode

Novak sagte, sie selbst sei von einem vermeintlichen Freund mit der sogenannten Loverboy-Methode zur Arbeit im Bordell gedrängt worden. Der Zuhälter habe ihr suggeriert, Prostitution sei ein normales Gewerbe. Hätte es in Deutschland ein offizielles Prostitutionsverbot gegeben, könnten Zuhälter nicht wie Geschäftsleute auftreten und sie wäre möglicherweise dem Wunsch des Mannes damals nicht so leicht gefolgt. Nach sechs Jahren in dem Milieu sei für sie klar, dass Prostitution nicht mit der Menschenwürde aus dem Grundgesetz vereinbar sei.

Unterstützung erhielten die Anliegen des Kongresses auch vom katholischen Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. "Jeder Mensch ist etwas unendlich Wertvolles, das nicht verkauft oder gekauft werden kann", sagte er in einem Grußwort. Der "3. Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen" mit rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde von der Frauenhilfsorganisation Solwodi, der Menschenrechtsorganisation CAP (Coalition for the Abolition of Prostitution) und dem in Mainz ansässigen Verein "Armut und Gesundheit in Deutschland" organisiert. Zum Abschluss des dreitägigen Treffens soll am Donnerstag eine "Mainzer Erklärung" verabschiedet werden.

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