Ex-Pfleger Niels Högel mit seiner Anwältin beim Prozessauftakt im Oktober 2018
epd-bild/Julian Stratenschulte/dpa-Pool
Im Mordprozess gegen den früheren Krankenpfleger Niels Högel hat die Verteidigung am Freitag weiter versucht, vor dem Oldenburger Landgericht die Beweiskraft der medizinischen Gutachten infrage zu stellen.
29.03.2019

Insbesondere der Befund des Wirkstoffes Lidocain warf in der Verhandlung große Fragen auf. Högel soll laut Anklageschrift mit diesem Mittel zahlreiche seine Opfer vergiftet haben. Letztlich konnte der Gutachter der Staatsanwaltschaft, Professor Wolfgang Koppert aus Hannover, aber nicht ausschließen, dass der Wirkstoff auf andere Wege in die Körper der Patienten gelangte. (AZ: 5Ks 1/18)

Es sei denkbar, dass etwa beim Legen von Magensonden oder Dauerkathetern ein lidocainhaltiges Gel oder eine Creme in die Körper der Patienten gelangte, sagte Koppert. Bis zum 25. April soll nun festgestellt werden, welche von Högels möglichen Opfern eine Sonde hatte und ob zu den Zeiten Högels in Oldenburg und Delmenhorst überhaupt lidocainhaltige Gels verwendet wurden. Außerdem soll der toxikologische Gutachter mitteilen, ob Lidocain, das als Gel oder Creme verabreicht wurde, nach so vielen Jahren noch nachweisbar ist.

Bisher 43 Mordfälle eingeräumt

Laut Anklageschrift soll Högel von 2000 bis 2005 in der Oldenburger Klinik und im Krankenhaus Delmenhorst insgesamt 100 Patienten mit Medikamenten vergiftet haben, die zum Herzstillstand führten. Anschließend versuchte er, sie wiederzubeleben, um als rettender Held dazustehen.

In dem seit Ende Oktober laufenden Prozess hat er bisher 43 Mordfälle eingeräumt. Fünfmal wies er die Anschuldigungen zurück. An die anderen Patienten könne er sich nicht erinnern, sagte er. Wegen weiterer Taten verbüßt Högel bereits eine lebenslange Haftstrafe.

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