Die Aufsichtsgremien des Südwestrundfunks (SWR) wollen trotz Kritik an dem geplanten Wahlverfahren zur Neubesetzung der Intendantenstelle festhalten.
22.03.2019

Zur Wahl stehen damit Ende Mai Kai Gniffke und Stefanie Schneider, wie der Sender am Freitag nach einer gemeinsamen Sitzung von Rundfunk- und Verwaltungsrat in Stuttgart mitteilte. Über das Verfahren war ein öffentlicher Streit entbrannt, weil eine Findungskommission der beiden Gremien unter mehreren als aussichtsreich geltenden Bewerbern nur Gniffke und Schneider zur Wahl vorgeschlagen hatte.

Dieses Verfahren bestätigten Rundfunk- und Verwaltungsrat nun mit deutlicher Mehrheit: 70 Ja-Stimmen standen den Angaben zufolge lediglich eine Gegenstimme und vier Enthaltungen entgegen. Somit haben die Gremien am 23. Mai die Wahl zwischen dem Chefredakteur von ARD-aktuell, Gniffke, und der SWR-Landessenderdirektorin für Baden-Württemberg, Schneider.

Für ein alternatives Wahlverfahren

Insgesamt hatte es für die öffentlich ausgeschriebene Stelle 15 Bewerber gegeben, darunter NDR-Fernseh-Chefredakteur Andreas Cichowicz, SWR-Verwaltungsdirektor Jan Büttner und Vize-Landessenderchef Clemens Bratzler. Büttner hatte seine Kandidatur am Samstag in einem Brief an die Gremienvorsitzenden zurückgezogen, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Er habe nach der öffentlichen Debatte über den Vorschlag, nur zwei Kandidaten zur Wahl zur stellen, den Eindruck, "dass wir jetzt alles tun müssen, um weiteren Schaden von unserem Sender abzuwenden", erklärte Büttner darin. Cichowicz und Bratzler hatten dem Vernehmen nach an ihren Bewerbungen festhalten wollen.

Für ein alternatives Wahlverfahren hatte sich unter anderem der Vorsitzende des SWR-Landesrundfunkrats Baden-Württemberg, Volker Stich, ausgesprochen. Demnach sollte jedes Gremienmitglied bis zu drei Namen aus allen 15 Bewerbern nennen, von denen dann die drei Kandidaten mit der höchsten Stimmzahl zur Wahl gestellt würden.

Der amtierende Intendant Peter Boudgoust gibt sein Amt Mitte 2019 vorzeitig ab. Seine reguläre Amtszeit wäre erst im April 2022 zu Ende gegangen. Am Donnerstag hatten sich die Gleichstellungsbeauftragten der ARD-Anstalten sowie von ZDF, Deutschlandradio, Deutscher Welle und ORF für die Wahl einer Frau an die SWR-Spitze ausgesprochen. Bei der Zwei-Länder-Anstalt SWR müssen die Kandidaten für die Intendanz nicht nur die Mehrheit der Stimmen der Gremienmitglieder auf sich vereinen können, sondern zusätzlich auch jeweils mindestens die Hälfte der Stimmen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

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