Ein Flüchtling beim Lernen
epd-bild/Rolf Zöllner
Deutsche Sprache, schwere Sprache: Viele Zuwanderer bestehen den Deutsch-Test in ihrem Integrationskurs nicht. Auch beim zweiten Anlauf klappt es nicht immer. Die AfD sieht darin Hinweise auf "Integrationsunwilligkeit", die Linken widersprechen.
22.03.2019

Im vergangenen Jahr haben weniger Zuwanderer den Deutsch-Test im Rahmen von Integrationskursen bestanden als noch im Jahr zuvor. So schlossen 2018 insgesamt 45 Prozent der Teilnehmer den Kurs nicht erfolgreich ab, wie aus einer Antwort des Bundesinnenministers auf eine kleine Anfrage der AfD-Fraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Von rund 202.000 Männern und Frauen bestanden 93.500 den Test nicht. Im Jahr 2017 hatte diese Quote noch bei 40 Prozent gelegen: Damals fielen nach Angaben des Ministeriums 116.000 der 292.000 Teilnehmer durch.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums betonte, die Zahlen seien noch eine Momentaufnahme. Die konsolidierte Statistik werde im Mai erwartet. Erst dann könnte eine vollständige Bilanz gezogen werden. Die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Freitag) hatte zuerst über den Anstieg berichtet.

Qualitätskontrolle "erheblich intensiviert"

46.700 Frauen und Männer unternahmen im vergangenen Jahr einen weiteren Versuch. Doch auch im zweiten Anlauf hätten es 12.150 Zuwanderer nicht geschafft, das Sprachniveau B1 zu erreichen. Menschen auf diesem Niveau beherrschen nach europäischer Übereinkunft die "fortgeschrittene Sprachverwendung" und können zum Beispiel ihre persönlichen Interessen äußern und ihre Hoffnungen und Ziele beschreiben.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat den Angaben nach die Qualitätskontrolle der Kurse im vergangenen Jahr "erheblich intensiviert". Das Bundesamt habe 2018 insgesamt 1.495 der 1.704 zugelassenen Träger (87,7 Prozent) und 4.148 der insgesamt 14.514 neuen Kurse (28,6 Prozent) überprüft.

Rahmenbedingungen verbessern

Der AfD-Abgeordnete René Springer sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", er halte die Durchfaller-Quote für äußerst bedenklich: "Ich sehe die Bundesregierung in der Pflicht, hier schnellstens über die Ursachen aufzuklären, bevor sich der Eindruck der Integrationsunwilligkeit eines Großteils der Kursteilnehmer verfestigt."

Gökay Akbulut, integrationspolitische Sprecherin der Linken, warf der AfD ein "Zahlenspiel" um Kursteilnehmer als Integrationsverweigerer darzustellen". Über ein Drittel habe den Kurs freiwillig besucht und müsse den abschließenden Test demnach gar nicht absolvieren. Sie forderte, die Rahmenbedingungen der Kurse zu verbessern. "Viele Kursteilnehmenden sind aufgrund von Kriegs- und Fluchterfahrungen noch genug belastet", unterstrich sie.

Bisherige Erfolge

Auch Filiz Polat, Sprecherin der Grünen für Integration, warnte davor, die Schuld nur bei den Zuwanderern zu suchen. "Das Integrationskurssystem muss endlich die Lebensrealitäten der Lernenden berücksichtigen", forderte sie. Die Politikerin beklagte unter anderem lange Wartezeiten.

Lars Castellucci, Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Migration und Integration, verwies auf die bisherigen Erfolge der Kurse: "Bei den allgemeinen Integrationskursen schließen schon heute rund zwei Drittel mit dem Sprachniveau B1 ab", sagte er. Fast die Hälfte der Analphabeten erreiche das Niveau A2. "Darauf können wir aufbauen", sagte er.

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