Eine Hebamme zeigt einer Mutter die wichtigsten Handgriffe (Archivbild)
epd-bild / Detlef Heese
Vielerorts werden Geburtshelfer knapp, Hebammenverbände klagen über niedrige Gehälter und geringe Anerkennung. Ein neues Gesetz soll den Beruf der Hebamme nun attraktiver machen - und die Ausbildung an die steigenden Anforderungen anpassen.
21.03.2019

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will ein Studium für Hebammen künftig verpflichtend machen. "Hebammen leisten eine unverzichtbare Arbeit", sagte er am Donnerstag in Berlin. In einem dualen Studium würden sie auf ihre anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet. Wichtig sei "der große praktische Anteil neben der theoretischen Ausbildung". Durch ein Studium werde zudem die Attraktivität des Berufes gesteigert. Das "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Donnerstag) hatte zuerst über die Pläne des Ministers berichtet.

Bislang werden Hebammen an Hebammenschulen ausgebildet. Voraussetzung ist die mittlere Reife oder ein gleichwertiger Schulabschluss. Künftig soll laut einem Gesetzentwurf aus dem Gesundheitsministerium, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, eine zwölfjährige Schulausbildung unabdingbar sein. Neben dem dualen Studium sind keine anderen Ausbildungswege vorgesehen. Das Studium werde in Vollzeit mindestens sechs und höchsten acht Semester dauern.

Mehr Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten

Das aktuelle Gesetz über den Beruf der Hebamme stamme aus den 80er Jahren und sei somit nicht mehr zeitgemäß, heißt es in dem Entwurf. Der medizinische Fortschritt eröffne neue Möglichkeiten in der Diagnostik, Therapie, Prävention, Rehabilitation und Pflege. Auch die Digitalisierung verändere die Gesundheitsversorgung.

Mit dem Entwurf wird nicht nur ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt, sondern auch eine Richtlinie der EU. Diese schreibt vor, dass die Ausbildung der Hebammen spätestens bis Januar 2020 reformiert werden muss. Vorgaben von der EU sind zwölf Jahre Schulbildung und mehr Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten aus den Bereichen Frauenheilkunde, Geburtshilfe, Allgemeinmedizin und Pharmakologie.

Engpässe in der Hebammenversorgung

Der Gesetzentwurf verweist zudem auf die bestehenden Engpässe in der Hebammenversorgung "sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich". In Deutschland gab es nach Angaben des Deutschen Hebammenverbandes 2016 rund 23.000 Hebammen. Eine "qualitativ hochwertige, modern ausgestaltete Hebammenausbildung" soll entscheidend zur Attraktivität des Berufs beitragen. Das neue Gesetz sieht zudem vor, die Berufsbezeichnung "Hebamme" einheitlich für alle Geschlechter einzuführen. Die männliche Sonderbezeichnung "Entbindungspfleger" entfalle somit.

Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes, zeigte sich erfreut über den Entwurf. "Hebammen sind die Expertinnen rund um die Geburt. Durch das Studium wird endlich das hohe Niveau, auf dem Hebammen arbeiten, widergespiegelt", sagte sie. Die Akademisierung sei eine der größten Reformen für Hebammen. "Wir freuen uns, dass sie jetzt zügig erfolgen soll", sagte sie.

Auch Florian Schwarz, Vorsitzender der Deutschen Hebammenhilfe, begrüßte die Pläne des Gesundheitsministers: "Mit dem Entwurf liegt nun eine gute Grundlage für die konkrete Einführung des Studiums in den Bundesländern vor", sagte er. Er rief die verantwortlichen Landesministerien auf zu handeln. Bisher wartete man vielerorts in Schockstarre auf ein Signal aus Berlin. "Dieses liegt nun vor", unterstrich er.

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