Wünsdorf (epd). Die Ideen der Architekten der Moderne hätten neben der innovativen Architektursprache auch eine starke soziale Komponente gehabt, sagte Drachenberg dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Wünsdorf. Ziel sei dabei gewesen, gute Wohnungen zu bezahlbaren Preisen zu schaffen.
"Das sind auch heute aktuelle Probleme, wenn Menschen gezwungen werden, 40 Prozent und mehr ihres Haushaltsbudgets für die Miete aufzubringen", sagte Drachenberg. Er halte es deshalb für "dringend notwendig, nicht nur die innovative Architektursprache und die städtebaulichen Konzepte der Siedlungen der 20er Jahre zu bewundern, sondern auch zu lernen, wie damals soziale Probleme gelöst wurden".
Kluge Baupolitik der Weimarer Republik
Die soziale Frage sei "heute wieder hochaktuell", sagte Drachenberg. Dass die Wohnungsnot der Zeit nach dem ersten Weltkrieg in der zweiten Hälfte der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts gelöst worden sei, sei "kein Hexenwerk, sondern kluge Politik" gewesen, betonte der Denkmalschützer: "Der Reichstag billigte eine Steuer auf den von der Inflation und Abwertung nicht betroffenen Hausbesitz, die sogenannte Hauszinssteuer, und gab diese weiter an die Kommunen." Die Kommunen hätten so Geld für den Wohnungsbau gehabt.
Dabei seien dann "zumeist gewerkschaftlich geprägte Wohnungsbaugenossenschaften ins Spiel" gekommen. In Brandenburg und der ganzen Weimarer Republik sei vor allem nach Einführung der Hauszinssteuer 1925 ein Bauboom zu verzeichnen gewesen, der bis zur Krise 1929 und 1930 angehalten habe, sagte Drachenberg: "Und dieser Bauboom hat sehr qualitätvolle Beispiele des öffentlichen und privaten Bauens hervorgebracht."
Die Denkmalpflege könne mit Blick auf die Geschichte "hier einen Beitrag zur Diskussion aktueller Fragen unserer Gesellschaft liefern" und so auch ihren Sinn erfüllen, Denkanstöße zu geben, sagte Drachenberg: "Nutzen wir dazu das Bauhausjahr - das eigentlich ein Jahr der klugen Baupolitik der Weimarer Republik ist."
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