Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat eine Zeichnung des Romantikers Carl Philipp Fohr (1795-1818) aus dem Berliner Kupferstichkabinett an die Erben des früheren Eigentümers restituiert.
18.03.2019

Die Herkunft des Werks war bei Recherchen im Rahmen des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojektes zur "Sammlung der Zeichnungen" geklärt worden, wie die Stiftung am Montag in Berlin mitteilte. Der Eigentümer Karl Mayer, ein Eisenwarengroßhändler aus Darmstadt, war bereits im Januar 1933 emigriert und hatte sein Vermögen in der NS-Zeit verloren.

Bei dem Werk handelt es sich nach Angaben der Stiftung um das "Bildnis eines jungen Mannes im deutschen Rock/Bildnis Sigismund Ruhl", das Fohr 1764 schuf. Der früh gestorbene Künstler habe als einer der begabtesten seiner Zeit gegolten. Die Berliner Museen hatten das Blatt 1941 beim Leipziger Auktionshaus C.G. Boerner erworben.

1933 ins Exil gegangen

Dank eines Sammlerstempels auf der Rückseite konnte es laut Stiftung zweifellos der Sammlung des 1976 in Buenos Aires gestorbenen Karl Mayer zugeordnet werden. Der 1894 geborene Kaufmann und Kunstsammler sei wegen der ausgeprägten judenfeindlichen Stimmung in Darmstadt noch vor der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler 1933 ins Exil gegangen, zunächst nach Persien, dann über die Schweiz und die Kanarischen Inseln nach Argentinien. In seiner Abwesenheit sei sein Unternehmen in kürzester Zeit für konkursreif erklärt und arisiert worden.

Im Rahmen der Abwicklung sei auch Mayers Kunstsammlung aus Bücher, Grafiken, Zeichnungen und Uhren verwertet worden. Seine katholische Ehefrau Emmi blieb mit den beiden Söhnen in Deutschland. Der ältere Sohn konnte 1941 zum Vater auswandern. Der jüngere konnte ihm wegen des 1941 erteilten kompletten Auswanderungsverbotes für Juden nicht mehr nachfolgen, überlebte jedoch mit seiner Mutter die NS-Zeit. Er gehört laut Stiftung zu der Erbengemeinschaft, an die das Werk nun restituiert wurde.

"Die systematische Erforschung der Provenienzen unserer Sammlungen ist essenziell, um das in der NS-Zeit geschehene Unrecht aufzuarbeiten", sagte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger. Er freue sich, dass die Stiftung erneut ein Werk jener Familie zurückgeben konnten, der es gehörte.

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