Die Zahl der Angriffe auf Journalisten in Deutschland hat 2018 einer Studie zufolge massiv zugenommen.
07.03.2019

Bundesweit wurden 26 tätliche Übergriffe verifiziert, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht "Feindbild Journalist" des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig hervorgeht. Damit sei die Zahl der Gewalttaten gegen Journalisten erstmals seit drei Jahren wieder gestiegen, hieß es.

2015 hatte das Zentrum 43 Angriffe registriert, 2016 waren es 19, 2017 lediglich acht. Von den insgesamt 96 Angriffen der vergangenen vier Jahre wurde demnach knapp jeder zweite in Sachsen verübt.

Oft politisch rechter Hintergrund

Hauptursache für den Anstieg 2018 waren den Forschern zufolge die teilweise gewaltsamen rechtsgerichteten Demonstrationen im sächsischen Chemnitz im August und September. So seien dort an einem einzigen Tag neun Journalisten attackiert worden.

Insgesamt wiesen rund 85 Prozent aller Attacken aus 2018 "einen politisch rechten Hintergrund" auf. Allein 20 Angriffe seien auf Versammlungen der rechten Szene oder in deren Umfeld verübt worden: "Je mehr rechte Demos und Demonstranten, desto höher die Zahl der tätlichen Angriffe", bilanzierte das Zentrum zu seiner Studie, aus der der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) bereits Ende vergangener Woche zitiert hatte.

Ermittlungen und Urteile ausgewertet

"Dass die Fallzahlen 2016 und 2017 zurückgegangen sind, war nur scheinbar ein Grund zur Beruhigung", erklärte Studienautorin Pauline Betche. Für die Studie befragten die Wissenschaftler unter anderem betroffene Journalisten und Experten und werteten polizeiliche Ermittlungen und Gerichtsurteile aus.

In Chemnitz war am 26. August vergangenen Jahres ein 35 Jahre alter Deutsch-Kubaner mutmaßlich von Asylbewerbern im Streit erstochen worden. Rechte Gruppen instrumentalisierten die Tat an den Folgetagen und mobilisierten bundesweit für mehrere ausländerfeindliche Demonstrationen. Wie Videosequenzen zeigen, kam es dabei zu Ausschreitungen und Attacken gegen ausländisch aussehende Personen. Auch Medienvertreter wurden angegriffen.

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