Milchkühe in Nordrhein-Westfalen (Archivbild)
epd-bild/Heiner Witte
04.03.2019

Der katholische Theologe Kurt Remele wirft den Kirchen vor, sich nicht genug für den Tierschutz und Tierrechte einzusetzen. "Das Mitgefühl mit Tieren muss eine größere Rolle spielen", sagte der österreichische Professor für Ethik und christliche Gesellschaftslehre dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Graz mit Blick auf die Fastenzeit.

Es gebe keine ausgeprägte tierfreundliche Tradition im Christentum, urteilt Remele. Selbst Orden, deren Angehörige sich traditionell vegetarisch ernährten, hätten dies historisch primär aus Gründen der Askese getan. Einflussreiche Theologen - wie Thomas von Aquin im 13. Jahrhundert - hätten zudem die bis heute nachwirkende Einstellung vertreten, Tiere seien unvernünftig und hätten keinen Verstand, weswegen der Mensch ihnen gegenüber keine moralische Verantwortung habe.

Frieden zwischen allen Lebewesen

"Das einzige christliche Argument gegen Tierquälerei war lange, dass ein Mensch, der Tieren gegenüber grausam ist, diese Grausamkeit verinnerlicht und sich irgendwann auch Menschen gegenüber grausam verhält", sagt Remele. Nur einzelne christliche Heilige wie Franz von Assisi oder Theologen wie Albert Schweitzer und der anglikanische Priester Andrew Linzey hätten dieser Ansicht widersprochen und die Zusammengehörigkeit von Tieren und Menschen betont.

Remele selbst lebt nach eigenen Angaben seit 25 Jahren vegetarisch und seit drei Jahren vegan. "Ich glaube nicht, dass es die ursprüngliche Intention Gottes war, dass Menschen Fleisch essen." So hätten beispielweise die endzeitlichen Visionen Frieden zwischen allen Lebewesen prophezeit - einen Frieden, den der Mensch laut Remele auch schon auf der Erde anstreben könne.

Auf erhobenen Zeigefinger verzichten

Andere Christen von einer solchen Auslegung zu überzeugen, sei allerdings nicht einfach, gibt Remele zu. "Vegetarismus oder Veganismus zu predigen, stößt häufig auf Widerstand." Es gelte also, auf den erhobenen Zeigefinger zu verzichten. Ein Anfang für die Kirchen könne es laut Remele sein, den Freitag wieder zu einem fleischlosen Wochentag zu machen. Diese uralte Tradition hatte nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den 60er Jahren an Bedeutung verloren.

Wenn beim Fasten auf Fleisch verzichtet werde, sollte das außerdem nicht nur ein Zeichen der Buße sein, findet Remele. "Der Verzicht auf Fleisch braucht eine zusätzliche schöpfungstheologische und tierethische Ebene." Während der Fastenzeit Fisch zu essen, findet er ebenfalls problematisch: "Inzwischen wissen wir, dass Fische ebenso fühlen wie andere Tiere." Bei Fastenaktionen, bei denen auf Fleisch verzichtet werde, solle zudem auf das Tierwohl hingewiesen werden, damit sich die Menschen mit dem Thema auseinandersetzten. Fleischlose Ernährung werde so zu mehr als nur einem Opfer und einer asketischen Übung.

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Schöpfungstheologisch steht eindeutig fest, dass in der Urgeschichte alle Wesen, sowohl Menschen als auch Tiere, Vegan-Vegetarisch von Gott erschaffen worden sind.

"29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.
30 Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so.
31 Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut."

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