In Haiti hungern 2,8 Millionen Menschen, in Äthiopien sogar 8 Millionen - die Medien berichten darüber laut Hilfsorganisation Care nur selten. Das kann sich auf die Höhe der finanziellen Hilfe auswirken.
21.02.2019

Von den zahlreichen Krisen weltweit werden einige in den Medien laut der Hilfsorganisation Care stark vernachlässigt. Innerhalb der Demokratischen Republik Kongo sei die Zahl der Vertriebenen beispielweise ähnlich hoch wie in Syrien, trotzdem erhalte die Krise im Kongo nur wenig Aufmerksamkeit in den Medien, teilte die Organisation am Donnerstag bei der Präsentation ihres Berichts "Suffering in Silence" ("Leiden im Stillen") mit. Viele der von Gewalt oder Hunger betroffenen Menschen litten im Stillen, abseits der öffentlichen Wahrnehmung, hieß es.

Neben der anhaltenden Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo listet der Bericht zehn weitere humanitäre Krisen auf, die im vergangenen Jahr nur wenig Schlagzeilen machten. So hätten es auch die Konflikte im Sudan, die Armut in der Zentralafrikanischen Republik, der Hunger im Niger und die Vertreibung und Unterernährung in Äthiopien nur selten in die Medien geschafft. Das gelte auch für die Krise im Tschad, die Folgen des Wirbelsturms auf den Philippinen, die Auswirkungen des Klimawandels in Madagaskar und die Ernährungskrise in Haiti.

1,1 Millionen Online-Artikel untersucht

Den Angaben nach wurden für den Bericht 1,1 Millionen Online-Artikel in englischer, französischer und deutscher Sprache untersucht. In die Analyse seien nur Länder einbezogen worden, in denen mindestens eine Million Menschen unter einer Naturkatastrophe oder menschengemachten Krise leiden. Gab es in einem Land mehrere große Krisen, wie zum Beispiel in Äthiopien, wurden diese separat gelistet.

"Die traurige Wahrheit ist, dass das Leben von über 132 Millionen Menschen weltweit im Jahr 2018 von Krisen und Konflikten bedroht war - unabhängig davon, ob wir davon gehört haben oder eben nicht", heißt es in dem Bericht. Es gebe viele Gründe, warum über manche Krisen nur selten berichtet werde, darunter eine schier unüberschaubare Zahl an Konflikten und Katastrophen, der erschwerte Zugang für Medien zu Krisengebieten und fehlende Finanzierung.

Große Gefahr für Journalisten in Krisengebieten

Karl-Otto Zentel, der Generalsekretär von Care Deutschland, wies auf die große Gefahr für Journalisten in Krisengebieten hin. Allein im vergangenen Jahr seien 80 Journalisten weltweit getötet worden. Vor dem Hintergrund schwindender Ressourcen in Medienbetrieben sei eine breite Berichterstattung schwierig. "Wir beobachten mit großer Sorge, dass chronische humanitäre Krisen zunehmend um öffentliche Aufmerksamkeit konkurrieren", sagte er. Das habe auch Einfluss auf die finanziellen Hilfen: Fünf der zehn vergessenen Krisen gehörten zu den Katastrophen, die am wenigsten humanitäre Unterstützung erhalten.

Peter Felten, Referatsleiter Multilaterale Gestaltung der Humanitären Hilfe im Auswärtigen Amt, bestätigte diesen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der medialen Aufmerksamkeit und den finanziellen Mitteln, die in einer Krise bereitgestellt werden. Deutschland sei einer der größten Geber für humanitäre Hilfe weltweit. "Wir sind uns der Verantwortung bewusst, nicht nur konkrete Hilfe zu unterstützen, sondern auch darauf hinzuwirken, dass Menschen in Not, die nicht mehr im Rampenlicht der Medienöffentlichkeit stehen, die Hilfe erhalten, die sie dringend benötigen", sagte er bei der Vorstellung des Berichts. Schließlich müssten auch die privaten Spender über vergessene Krisen informiert werden.

Die Medien spielten eine entscheidende Rolle dabei, wie die Öffentlichkeit, humanitäre Helfer und internationale Organisationen auf Katastrophen reagierten, betonte Care in dem Report. Um eine ausführlichere Berichterstattung zu erreichen, empfiehlt die Organisation Politikern und Regierungen, Journalisten dabei zu unterstützen, vollen und sicheren Zugang zu Krisengebieten zu bekommen. Journalisten und Hilfsorganisationen empfiehlt Care enger zusammenzuarbeiten.

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