Missbrauchs-Gipfel im Vatikan
epd-bild/Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani
Im Vatikan hat am Donnerstag das Krisentreffen zum Missbrauch in der katholischen Kirche begonnen. Papst Franziskus legte den Teilnehmern zu Beginn ein Papier mit Forderungen vor. Unter anderem schlug er Eignungstests für Priesteramtskandidaten vor.
21.02.2019

Zu Beginn des Gipfeltreffens zum Missbrauchsskandal hat Papst Franziskus Bischöfe aus aller Welt zum gemeinsamen Handeln aufgefordert, um Missbrauch in Zukunft zu verhindern. Sie müssten den "Schrei der Kleinen anhören, die Gerechtigkeit fordern", sagte er am Donnerstag im Vatikan zu den Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen, Ordensoberen und Vertretern der vatikanischen Kurie. Die gemeinsame Verantwortung verpflichte sie, ehrlich darüber zu beraten, wie "das Böse" in der Kirche überwunden werden könne.

Der Papst legte nach Angaben des Vatikans den Gipfel-Teilnehmern ein Papier mit Forderungen vor. Unter anderem will er Missbrauchs-Opfern die Anzeige der Taten erleichtern. Er forderte die nationalen Bischofskonferenzen auf, dort, wo dies noch nicht passiert sei, entsprechende Stellen einzurichten. Außerdem schlug er psychologische Tests für Priesteramtskandidaten vor.

Verantwortung, Rechenschaft und Transparenz

Bis Sonntag wollen die 190 Teilnehmer des Gipfels darüber diskutieren, wie sich sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche verhindern lässt. Auf der Tagesordnung stehen die Themen Verantwortung, Rechenschaft und Transparenz.

Der in der Glaubenskongregation für Missbrauchsfälle zuständige Erzbischof Charles Scicluna betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden bei Missbrauchsfällen. Das Kirchenrecht sehe keine adäquaten Strafmaßnahmen vor. Haftstrafen könnten allein staatliche Gerichte verhängen. Die Versetzung in den Laienstand sei keine Bestrafung.

Mangelndes Verantwortungsbewusstsein von Kirchenvertretern

Der Vorsitzende der australischen Bischofskonferenz, Erzbischof Mark Coleridge, berichtete auf der Pressekonferenz am Mittag aus der Arbeit in Kleingruppen über enorme kulturelle Unterschiede zwischen den Teilnehmern. Bischöfe aus Afrika und Asien hätten eingewandt, in ihren Ländern gebe es zahlreiche Formen von Missbrauch, angefangen bei Kindersoldaten und Kinderarbeit. Sie erlebten die Aufmerksamkeit für sexuellen Missbrauch in der Kirche als "Obsession".

Der Erzbischof von Manila, Kardinal Luis Antonio Tagle, kritisierte ein mangelndes Verantwortungsbewusstsein von Kirchenvertretern im Umgang mit sexualisierter Gewalt. "Unser Mangel an Verantwortungsbewusstsein bis hin zur Ablehnung und Vertuschung des Skandals, um die Täter und die Institution zu schützen, hat unser Volk verletzt", sagte Tagle im Eröffnungsvortrag. Das Vorgehen der Vergangenheit habe eine tiefe Wunde in den Beziehungen zu denjenigen hinterlassen, denen die Bischöfe dienen sollten, erklärte der philippinische Kardinal unter Tränen.

Marx: "Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte am Donnerstagmorgen in Rom, er erhoffe sich von der Konferenz "einen Impuls für die Kirche, damit wir als Bischöfe gemeinsam das Übel des Missbrauchs überwinden". "Ein Ziel muss sein, dass alle Bischöfe begreifen, das ist eine Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen - überall in der Kirche und in der Gesellschaft", sagte Marx.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, rief vor Beginn des Treffens die katholische Kirche auf, sich stärker um die Opfer zu kümmern. Die bisherigen Zahlungen von durchschnittlich 5.000 Euro seien "bestimmt keine angemessene Anerkennung für das Leid, das Jungen und Mädchen durch Geistliche und Kirchenmitarbeiter in der katholischen Kirche erlitten haben", sagte Rörig der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag).

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