Ein türkischstämmiger Polizeibeamte geht im Berliner Stadtteil Kreuzberg auf Streife. Berlin stellt mehr Polizisten mit Migrationshintergrund ein als andere Bundesländer.
epd-bild/Juergen Blume
Polizisten mit Migrationshintergrund sind bei den Neueinstellungen bundesweit unterrepräsentiert, zu diesem Ergebnis kommt der Mediendienst Integration. Nur Berlin und Sachsen-Anhalt bilden eine Ausnahme. Doch die Zahlen steigen - wenn auch langsam.
12.02.2019

Die Polizei in Deutschland stellt mehr Migranten ein. "In vielen Landespolizeien ist der Anteil in den vergangenen Jahren gestiegen - vor allem dort, wo Kollegen aus Einwandererfamilien aktiv angeworben wurden", gab der die Informationsplattform Mediendienst Integration am Dienstag in Frankfurt am Main bekannt. Dennoch seien die Migranten bei den Neueinstellungen unterrepräsentiert im Vergleich zu ihrem Anteil an der Bevölkerung, heißt es zu dem Ergebnis einer Umfrage unter allen Bundesländern. Einzige Ausnahme seien Berlin und Sachsen-Anhalt.

In Berlin waren demnach 35 Prozent der 2017 neu eingestellten Polizisten Migranten. Deren Anteil an der Landesbevölkerung beträgt 29 Prozent. Im Jahr 2011 kamen hingegen nur 15 Prozent der neu eingestellten Polizisten aus Einwandererfamilien. Ebenfalls stark nahm der Anteil der Migranten bei den Einstellungen in Hessen in dem Zeitraum zu, von zwölf Prozent (2011) auf 22 Prozent (2017). Der Bevölkerungsanteil der Migranten beträgt dort 31 Prozent. In Nordrhein-Westfalen hingegen stieg der Anteil der Migranten bei den Einstellungen in den vergangenen Jahren nur leicht: Von zehn Prozent im Jahr 2011 auf 13 Prozent im Jahr 2017. Der Bevölkerungsanteil der Migranten in dem Land beträgt 28 Prozent.

Experte sieht kein Problem mit strukturellem Rechtsextremismus

Die Polizei sei bei der Anwerbung von Migranten recht erfolgreich, hinke aber beim Konzept Diversity hinterher, sagte der Leiter der Forschungsstelle Kultur und Sicherheit an der Akademie der Polizei Hamburg, Rafael Behr. In Deutschland herrsche im Unterschied zu anderen westeuropäischen Ländern eine "starke Polizeikultur", die gleiche Eignungsvoraussetzungen für alle Bewerber vorschreibe. Die Einheitlichkeit wirke sich positiv auf die Organisation aus, verzögere aber ein Diversity-Konzept. So sei ein muslimischer Polizist in Rheinland-Pfalz disziplinarisch gemaßregelt worden, als er sich weigerte, Kolleginnen mit dem Händedruck zu grüßen. Alternativ wäre es auch möglich gewesen, andere Grußformeln zu vereinbaren, schlug der Soziologe vor.

Mit Bezug auf die Aufdeckung rechtsextremer Kreise bei der hessischen Polizei verneinte der Soziologe ein grundsätzliches Problem der Polizei mit Rechtsextremismus. "Ich erkenne keinen strukturellen Rassismus in der Polizei", sagte Behr. Aber es gebe heimliche, abgeschottete rechtsextreme Milieus.

Die Polizisten in Hessen seien von den aufgedeckten rechtsextremistischen Äußerungen von Kollegen sehr betroffen, sagte die Leiterin der Abteilung Nachwuchssicherung bei der Polizeiakademie Hessen, Eva Hertel. "Es sind aber nur wenige Einzelne von 16.000 Polizisten in Hessen." Die Polizei habe ein großes Interesse daran, dass die Fälle ermittelt und Konsequenzen daraus gezogen würden. Grundsätzlich sei das Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung Einstellungsvoraussetzung für Polizisten.

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