Berlin (epd). "Reporter ohne Grenzen" hat die venezolanischen Behörden aufgefordert, dem inhaftierten deutschen Journalisten Billy Six Zugang zu einem Anwalt seiner Wahl zu gewähren und ihm ein faires Verfahren zu ermöglichen. Ein für die venezolanische Partnerorganisation der Journalistenorganisation, Espacio Público, arbeitender Anwalt bekomme seit einer Woche keinen Zugang zu dem Journalisten, teilte "Reporter ohne Grenzen" am Dienstagabend in Berlin mit. Die Eltern von Six hatten ihm die Verteidigung ihres Sohnes übertragen. Informationen darüber, dass sein Prozess bereits an diesem Mittwoch im Bundesstaat Falcón beginnen soll, ließen sich bisher nicht bestätigen.

Six ist freier Mitarbeiter der rechtskonservativen Publikationen "Junge Freiheit" und "Deutschland-Magazin". Dem 32-Jährigen werden laut "Reporter ohne Grenzen" Spionage, Rebellion und das Verletzen von Sicherheitszonen vorgeworfen. Er wurde den Angaben zufolge Mitte November festgenommen und ist in einem Militärgefängnis inhaftiert. Six wird durch die deutsche Botschaft in Caracas konsularisch betreut.

Zivilist habe nichts vor Militärgericht zu suchen

"Das Verfahren gegen Billy Six ist eine Farce", sagte der Geschäftsführer von "Reporter ohne Grenzen", Christian Mihr. "Nach venezolanischem Gesetz hat jeder Beschuldigte das Recht, vom Beginn der Ermittlungen an von einem Verteidiger seiner Wahl vertreten zu werden. Dieses Recht wird Billy Six seit seiner Festnahme vor mehr als zwei Monaten verwehrt." Auch habe Billy Six als Zivilist nichts vor einem Militärgericht zu suchen. "Welchen Zweck verfolgt das Maduro-Regime mit diesem allem Anschein nach politischen Verfahren?", fragte Mihr.

Nach Angaben der Eltern hatte Billy Six Staatspräsident Nicolás Maduro auf einer Wahlkampfveranstaltung im Mai 2018 innerhalb einer Sicherheitszone fotografiert. Zudem habe er sich als Journalist mit der kolumbianischen Guerrillagruppe Farc getroffen. Neben Six sind in Venezuela laut "Reporter ohne Grenzen" mindestens ein weiterer Journalist und ein Bürgerjournalist im Gefängnis. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Venezuela auf Platz 143 von 180 Staaten.