Peter Dabrock, Vorsitzender Deutscher Ethikrat (Archivbild)
epd-bild/Peter Roggenthin
Viele würden auf ein paar Euro mehr Kindergeld oder geringfügige finanzielle Erleichterungen verzichten, wenn dafür der Bus führe, die Schultoilette funktioniere und schnelles Internet vorhanden sei, meint Ethikrat-Vorsitzender Peter Dabrock.
22.01.2019

Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hat die Politik aufgefordert, mehr Geld in die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland zu investieren. Es sei ihm unbegreiflich, dass die politisch Verantwortlichen nicht erkennen, wie wichtig diese Aufgaben seien, sagte Dabrock am Dienstag in Berlin zur Eröffnung des 8. Berliner Demografie Forums. Investitionen in die Infrastruktur seien der "Masterplan" für gesellschaftlichen Zusammenhalt und mehr Solidarität.

Die meisten Menschen würden auf ein paar Euro mehr Kindergeld oder geringfügige finanzielle Erleichterungen verzichten, wenn dafür der Bus führe, die Schultoilette funktioniere, ein Arzt vor Ort und schnelles Internet vorhanden seien, sagte Dabrock. Öffentliche und digitale Infrastruktur müsse den Bürgern überall zur Verfügung stehen, nicht nur in den Ballungsräumen.

Dabrock: Bedingungsloses Grundeinkommen keine Lösung

Der Ethikrat-Vorsitzende und Theologe Dabrock befasste sich mit Gründen für Populismus von rechts und links in ganz Europa und politischen Gegenstrategien. Obwohl in Deutschland viel funktioniere, nähmen Unzufriedenheit und Verunsicherung zu, sagte er. Das Vertrauen in die gesellschaftlichen Institutionen habe Studien zufolge 2018 so stark abgenommen wie in keinem Jahr zuvor.

Dabrock forderte von der Politik eine Bildungsoffensive. Menschen bräuchten ein Rüstzeug, um mit den Veränderungen zurechtzukommen. Die Menschen müssten bei den tiefgreifenden Änderungen im Arbeitsleben besser begleitet werden, etwa durch Weiterbildungsangebote und Arbeitszeitkonten. Einem bedingungslosen Grundeinkommen, wie es von Teilen der Grünen, der Linken und Sozialverbänden gefordert wird, erteilte Dabrock eine Absage. Angesichts des Ansehens bezahlter Arbeit sei das keine Lösung und auch nicht geeignet, den bis in die Mittelschicht reichenden Abstiegsängsten zu begegnen.

Das Berliner Demografie Forum wird von der Diakonie Deutschland, der Allianz und der European School of Management and Technology (ESMT) Berlin veranstaltet und von der Bundesregierung gefördert. Es bringt Wissenschaftler, Politiker und Vertreter von Verbänden und Institutionen zusammen, um über die Folgen des demografischen Wandels und Demokratie-Entwicklung zu diskutieren. Titel des diesjährigen Treffens war "Vielfalt - Gleichwertigkeit - Zusammenhalt. Perspektiven für Deutschland und Europa".

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