Es war der schwerste Anschlag in der kolumbianischen Hauptstadt seit 16 Jahren. Ermittler vermuten die Guerilla ELN dahinter. Doch die hat sich bisher nicht zu der Tat bekannt.
18.01.2019

Nach dem verheerenden Bombenanschlag auf eine Polizeischule mit 21 Toten und zahlreichen Verletzten befindet sich die kolumbianische Hauptstadt Bogotá im Schockzustand. Hunderte Menschen sammelten sich am Donnerstagabend (Ortszeit) mit Kerzen am Ort des Attentats und gedachten der Opfer, wie die Tageszeitung "El Tiempo" berichtete. Staatspräsident Iván Duque sprach von einem "abscheulichen Terrorakt" und rief drei Tage Staatstrauer aus. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Attentäter Verbindungen zur linksgerichteten Guerillagruppe ELN hatte.

Duque rief die Kolumbianer zum Zusammenhalt und zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus auf. "Das war ein Attentat gegen unsere Jugend, gegen unsere Freiheit und gegen alle Kolumbianer", sagte er in einer TV-Ansprache. Bei den Opfern handelt es sich größtenteils um junge Leute. An der Schule wurden 900 zukünftige Polizisten ausgebildet. Alle Gebäude der Schule sind weitgehend zerstört. Am Freitag wurde lokalen Medien zufolge ein Mann in Bogotá festgenommen, der mit dem Attentat in Verbindung stehen soll.

Schwerster Anschlag in Bogotá seit 16 Jahren

Nach Zeugenaussagen hielt ein Auto an der Sicherheitskontrolle der Schule, beschleunigte dann aber, fuhr gegen eine Wand und explodierte. Der Attentäter wurde nach Polizeiangaben getötet. Demnach war es ein 56-Jähriger, der aus der Provinz Boyacá kommt, wo noch die ELN-Guerilla aktiv ist. Die Rebellengruppe habe sich allerdings bislang nicht zu dem Anschlag bekannt, berichtete "El Tiempo". Kurz vor dem Attentat soll in der Polizeischule eine offizielle Zeremonie mit hochrangigen Gästen stattgefunden haben.

Der Angriff am Donnerstag war der schwerste Anschlag in Bogotá seit 16 Jahren. 2003 verübte die inzwischen zur politischen Partei umgewandelte Farc ein Bombenattentat auf einen Klub mit angeschlossenem Hotel und Restaurant, bei dem 36 Menschen getötet wurden.

Friedensverhandlungen unterbrochen

Im November 2016 schloss die Farc-Guerilla mit der kolumbianischen Regierung nach mehr als vier Jahren Verhandlungen einen Friedensvertrag. Die kleinere Rebellengruppe ELN ist noch aktiv, begonnene Friedensverhandlungen wurden ohne nennenswerte Ergebnisse für unbestimmte Zeit unterbrochen.

Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. Das Land ist bis heute zerrissen. Ex-Präsident Manuel Santos wurde für seine Bemühungen zur Beilegung des bewaffneten Konfliktes mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

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