Krankenschwester kümmert sich um Demenzkranke (Symbolbild)
epd-bild / Thomas Lohnes
Der zum Jahresbeginn erhöhte Beitrag zur Pflegeversicherung schafft einer Studie zufolge nur kurzfristig Entlastung. Ab 2025 müssten die Beiträge weiter angehoben werden. Sozialverbände und Grüne mahnen einen Systemwechsel an.
16.01.2019

Sozialexperten mahnen Reformen für eine langfristige Sicherung der Pflege an. Die Erhöhung des Pflegesatzes zum Jahresbeginn auf 3,05 Prozent deckt laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung nur bis 2024 die steigenden Kosten. Ohne weitere Reformen müsste der Beitragsatz bis zum Jahr 2045 auf 4,25 Prozent klettern, heißt es in der am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten Erhebung. Das bedeute bei einem Durchschnittseinkommen fast 550 Euro pro Jahr. Reformen mahnten auch der Sozialverband VdK und die Grünen an.

Die Zahl der Leistungsbezieher stieg laut Studie von 1,9 Millionen im Jahr 2000 auf 3,3 Millionen im Jahr 2017. Für das Jahr 2045 geht die Studie von rund fünf Millionen Empfängern aus. Die Ausgaben für die Pflegeversicherung waren demnach im gleichen Zeitraum von fast 16 Milliarden Euro auf 35,5 Milliarden Euro gestiegen. Bis zum Jahr 2045 werden sich die Ausgaben nach Schätzungen der Studie auf mehr als 141 Milliarden Euro erhöhen.

Mehr Generationengerechtigkeit

Grund für die steigenden Kosten sei neben einer steigenden Zahl älterer Menschen auch die Ausweitung der Pflegeversicherung auf mehr Leistungsberechtigte, hieß es in der Studie. Zu Buche schlage zudem, dass die Zahl der pflegenden Angehörigen sinke.

Vorschläge einer Bürgerversicherung oder Steuerfinanzierung durch einen Bundeszuschuss würden die Belastungen auf die künftigen Generationen verschieben, heißt es in der Studie. Mehr Generationengerechtigkeit könne jedoch nur dadurch erreicht werden, dass künftige Beitragssteigerungen in die Gegenwart verlagert würden. Die heutige Generation müsse daher stärker zur Finanzierung der zukünftigen Pflegeausgaben herangezogen werden. Als Beispiel wird ein Pflegevorsorgefonds genannt.

Umbau der Pflegeversicherung

Der Sozialverband VdK forderte den Umbau der Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung. Es müsse generell deutlich mehr Geld in die Pflegeversicherung fließen, "etwa über einen stetigen, steuerfinanzierten Bundeszuschuss", sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Donnerstag). Das Prinzip der gesetzlichen Krankenversicherung müsse auf die Pflegeversicherung übertragen werden. Weitere Kostensteigerungen in der Pflege dürften nicht zu einer höheren Belastung der Pflegebedürftigen und ihrer Familien führen.

Die Grünen mahnten eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege an. Um zugleich Kostensteigerungen nachhaltig und gerecht entgegenzutreten, sei eine "Pflege-Bürgerversicherung" nötig, erklärte die Grünen-Sprecherin für Alten- und Pflegepolitik, Kordula Schulz-Asche, am Mittwoch in Berlin.

Die Prognose ist Teilergebnis einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung zur Aufwertung der Altenpflegeberufe und ihrer Finanzierung. Die Studie, die derzeit vom Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos durchgeführt wird, soll im Sommer abgeschlossen sein.

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