Wörter können auch zu einem "Unwort" werden.
epd-bild/Anke Bingel
Bei der Jury für das "Unwort des Jahres" gingen knapp 900 Vorschläge ein, darunter etwa 500 unterschiedliche Ausdrücke.
15.01.2019

Das Unwort des Jahres 2018 lautet "Anti-Abschiebe-Industrie". Der Ausdruck unterstelle denjenigen, die abgelehnte Asylbewerber rechtlich unterstützten, die Absicht, auch kriminell gewordene Flüchtlinge schützen und damit in großem Maßstab Geld verdienen zu wollen, sagte die Jury-Sprecherin Nina Janich am Dienstag in Darmstadt. Der Ausdruck wurde im Mai 2018 durch Alexander Dobrindt, den Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Bundestag, "als offensichtlicher Kampfbegriff in die politische Diskussion eingeführt".

Begriff "Asyltourismus" am häufigsten vorgeschlagen

Ferner wurden als Unwörter die Begriffe "Menschenrechtsfundamentalismus" und "Ankerzentrum" kritisiert. Sie seien zynisch beziehungsweise unangemessen schönfärberisch. Eine unabhängige Jury aus vier Sprachwissenschaftlern, einem Journalisten und einem Autor habe 902 Einsendungen mit 508 verschiedenen Vorschlägen erhalten. Knapp 70 davon hätten den Unwort-Kriterien entsprochen. Am häufigsten vorgeschlagen (122 mal) wurde der Begriff "Asyltourismus". Im Vorjahr waren 1.316 Einsendungen mit 684 Vorschlägen eingegangen.

Das "Unwort des Jahres" wird seit 1991 von einer unabhängigen sprachkritischen Initiative gekürt. "Unwörter" waren zuletzt "alternative Fakten" (2017) "Volksverräter" (2016), "Gutmensch" (2015), "Lügenpresse" (2014) und "Sozialtourismus" (2013").

Die sprachkritische Aktion wurde 1991 von dem Frankfurter Germanistikprofessor Horst Dieter Schlosser initiiert. Die Aktion will den Blick auf Wörter und Formulierungen lenken, "die gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen" und dadurch die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern.

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