Rechte Gruppen hatten die Tat in Chemnitz für ausländerfeindliche Demonstrationen und Kundgebungen gegen Merkel instrumentalisiert (Archivbild)
epd-bild/Matthias Schumann
Der tödliche Angriff auf einen Deutschkubaner im Spätsommer 2018 in Chemnitz sorgte wochenlang für Schlagzeilen. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen 23-jährigen Syrer erhoben. Sein mutmaßlicher Komplize ist noch immer auf der Flucht.
08.01.2019

Mehr als vier Monate nach der tödlichen Messerattacke am Rande des Stadtfestes in Chemnitz hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Syrer Alaa S. (23) erhoben. Ihm werden gemeinschaftlicher Totschlag sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft Chemnitz am Dienstag mit. Er soll am 26. August 2018 während eines Streites "ohne rechtfertigenden Grund mit einem mitgeführten Messer im bewussten und gewollten Handeln" auf das Opfer Daniel H. (35) mehrfach eingestochen haben. Laut Anklage habe er die Tat gemeinsam mit dem noch flüchtigen irakischen Staatsangehörigen Farhad R. A. (22) verübt.

Über den Abschluss des Verfahrens gegen einen dritten Mann, Yousif I. A., werde in absehbarer Zeit entschieden, hieß es. Dieser, ein 23-jähriger Iraker, saß den Angaben zufolge nach dem Angriff auf den Deutschkubaner Daniel H. vom 26. August bis 15. September in Untersuchungshaft. Da kein dringender Tatverdacht bestand, war der Haftbefehl auf Antrag der Staatsanwaltschaft aufgehoben worden. Laut Staatsanwaltschaft hatte es keine Zeugen gegeben und "keine objektiven Spuren" für eine Tatbeteiligung.

Tödliche Verletzungen billigend in Kauf genommen

Das Ermittlungsverfahren gegen die beiden Iraker, Yousif. I.A. und Farhad R. A., sei nun abgetrennt worden, hieß es. Der Flüchtige ist den Angaben zufolge mit internationalem Haftbefehl zur Festnahme ausgeschrieben.

Bei dem Angriff in Chemnitz erlitt Daniel H. der Staatsanwaltschaft zufolge unter anderem einen Herzstich sowie einen Lungendurchstich und verstarb aufgrund der zugefügten Verletzungen unmittelbar nach der Tat. Die beiden beschuldigten Männer hätten viermal in den Brustbereich und einmal in den Oberarm des Getöteten sowie einmal in den Rücken des Geschädigten Dimitri M. eingestochen, hieß es.

Letzterer habe eine etwa drei bis vier Zentimeter tiefe, zumindest potenziell lebensgefährliche Stichverletzung erlitten und musste einige Tage stationär behandelt werden. Der Angeschuldigte Alaa S. habe laut Anklage bei dem Angriff zumindest billigend in Kauf genommen, die beiden Geschädigten tödlich zu verletzen.

Lautstarke und tätliche Auseinandersetzung

Am 26. August war es am Rande des Chemnitzer Stadtfestes zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen gekommen, die eskalierte. Der tödliche Vorfall löste eine Reihe ausländerfeindlicher Proteste in der Stadt aus, die bundesweit für Aufsehen sorgten und zu einer Krise in der Bundesregierung führten.

Laut Chemnitzer Staatsanwaltschaft soll zunächst der derzeit flüchtige Iraker mit dem späteren Opfer Daniel H. in Streit geraten sein. Bei der lautstarken und tätlichen Auseinandersetzung soll Farhad R. A. zu Fall gekommen sein. Danach sei der Angeschuldigte Alaa S., der sich bis dahin in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss aufgehalten hatte, auf die beiden streitenden Männer aufmerksam geworden und dem Beschuldigten Farhad R. A. zur Hilfe gekommen, hieß es.

Zu der Attacke gegen Daniel H. sei es "wahrscheinlich aus Wut wegen der zuvor stattgefundenen tätlichen Auseinandersetzung" gekommen. Worum es bei diesem Streit ging, sei bislang nicht aufgeklärt worden, hieß es weiter. Während der umfangreichen Ermittlungen seien mehr als 100 Zeugen vernommen und eine Vielzahl von Spuren ausgewertet worden.

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